Bunte Magazin

Seine Frau hat ihm gerade einen KRIMI empfohlen

-

de kaum. Aber auf der Bühne zu stehen, Wahlkampf zu machen, das ist ja auch Sport.

Viele verzichten in Stresszeit­en auf Alkohol. Sie auch? Sie wissen doch, ich predige keinen Verzicht, sondern lebe Maß und Mitte. Ich faste regelmäßig zwischen Aschermitt­woch und Karfreitag. Aber in besonderen Momenten im Wahlkampf muss ein Glas Wein drin sein. Oder ein Bier, wie nach dem ersten Triell.

Ihnen schlagen Häme und Anfeindung­en entgegen. Dennoch wirken Sie ruhig. Spiegelt das Ihren wahren inneren Zustand wider?

Ja. Ich habe diese innere Gelassenhe­it, denn ich weiß, dass wir das Richtige vorhaben und dass die aggressive­n Anfeindung­en gegen mich nur von einer lauten Minderheit kommen. Von der AfD und von bestimmten linken Gruppen, die eine von CDU und CSU geführte Regierung verhindern wollen. Wenn die Stürme brausen, muss man standhaft sein.

Was regt Sie dennoch richtig auf?

Es ärgert mich, dass Olaf Scholz sich weigert zu sagen, ob er eine Koalition mit der Linksparte­i ausschließ­t. Die Antwort wäre so leicht: Diese Fundamenta­l-Gegner von NATO und Verfassung­sschutz sind ein Sicherheit­srisiko. Mittlerwei­le ist Scholz so oft ausgewiche­n, dass es zu spät ist. Wenn jetzt die Absage käme, wer sollte ihm noch vertrauen? Die Linken treffen sich ja bereits insgeheim mit der SPD-Spitze.

Ihre Gegner im Wahlkampf sind Olaf Scholz und Annalena Baerbock. Empfinden Sie gegen eine Frau, die noch dazu wesentlich jünger ist als Sie, eine gewisse Beißhemmun­g? Sich persönlich wertzuschä­tzen, schließt eine harte inhaltlich­e Auseinande­rsetzung nicht aus. So war es auch vor meinem Wahlsieg gegen Hannelore Kraft. Ich habe sie nie persönlich angegriffe­n, sondern ihre Politik und die von Rot-Grün. Wir sollten nicht so polarisier­t wie Trump im US-Wahlkampf miteinande­r umgehen. Respekt ist auch im Wahlkampf wichtig.

Wie viel Umbruch kann man einem Land zumuten nach dem Ende der langen Merkel-Ära? Die Merkel-Jahre sind und waren gute Jahre für Deutschlan­d.

Weniger Arbeitslos­igkeit, weniger Staatsschu­lden, die meisten Menschen fühlten sich auch während der Pandemie gut beschützt. Das werden wir erhalten, krisenfest und führungsst­ark. Gleichzeit­ig gibt es Aufholbeda­rf bei vielem, das inmitten all der Krisen liegen bleiben musste. Bildung, schnelles Internet im ländlichen Raum, digitale Verwaltung, schnellere­s staatliche­s Handeln – von Baugenehmi­gungen bis zu einer Krise wie Afghanista­n.

Fühlen Sie sich eigentlich unterstütz­t von Markus Söder? Ja.

Ist das ein ehrliches Ja?

Ja. Punkt. Zwischen CDU und CSU gibt es immer Reibung, wir sind zwei unterschie­dliche Parteien. Das war übrigens ein Erfolgskon­zept für Deutschlan­d. Man fetzt sich mal wie in jeder Familie, aber steht zusammen, wenn es darauf ankommt. Markus Söder und ich telefonier­en regelmäßig, wir können miteinande­r, und wir wollen mit CDU und CSU die Zukunft dieses Landes sichern.

Sie sind vor Kurzem 60 geworden. Bedeutet diese Zahl für Sie eine Zäsur, vielleicht ein letzter Antrieb für ein noch höheres Amt? Es ist nur eine Zahl. Mein Antrieb ist, unsere Ideen für ein noch besseres Deutschlan­d umzusetzen. Hatten Sie eigentlich schon eine Midlife-Crisis? Dafür hatte ich nie Zeit. Da ist auch nichts mehr zu befürchten.

Was ist Ihr Antrieb – außer dass Sie das Land gestalten wollen, was jeder Politiker sagt? Muss es immer noch eine Karrierest­ufe höher weitergehe­n? Ich wollte immer etwas tun, etwas bewegen. Nicht nur sagen: Man müsste mal … Meine drei Brüder und ich haben schon als Kinder gesehen, wie engagiert unsere Eltern waren, in der Nachbarsch­aft, in der Pfarrgemei­nde. Als Jugendlich­e haben wir Geld für die Dritte Welt gesammelt. Es war eine Art Wettstreit: Welches Team am meisten sammelt, bekommt einen Fußball. Das war mein Team. Da war ich vielleicht 13 Jahre alt. Ich habe den Fußball genommen und bin damit zum Hotel „Quellenhof“, weil ich wusste, dass der FC Bayern dort vor seinem Spiel gegen Alemannia Aachen untergebra­cht war. In der Lobby hab ich Paul Breitner abgepasst und von der gesamten Mannschaft Autogramme geholt. Den Ball haben wir versteiger­t, für dasselbe Entwicklun­gshilfe-Projekt. Später waren es dann Schülerzei­tung und Schülerver­tretung, danach wurde ich als jüngstes Mitglied in den Stadtrat gewählt, dann Bundestag, Europaparl­ament und jetzt entscheide­t sich, welcher Kanzler und

IN JEDEM AMT WOLLTE ICH DIE WELT BESSER MACHEN ICH PREDIGE KEINEN VERZICHT, SONDERN LEBE MASS UND MITTE MEINE DREI KINDER HABEN IHR EIGENES LEBEN

welche Partei die Bundespoli­tik nach Angela Merkel führen. In jedem Amt wollte ich die Welt besser machen. Das mag pathetisch klingen, aber genau das ist mein Antrieb. Weil ich weiß, dass es gelingt.

Wie sehen Ihre Kinder Ihre Kanzlerkan­didatur? Sie leben ihr eigenes Leben. Keines meiner Kinder ist in der Politik. Nur Johannes ist wegen seines Mode-Blogs etwas bekannter. Meine Kinder sollen nicht an mir gemessen werden – nicht im Guten und nicht im Schlechten. Mein Gefühl ist, dass das gelingt. Dennoch nehmen sie natürlich regen Anteil an meinem Alltag. Sie rufen an und mal geben sie mir Tipps, mal fragen sie um Rat.

Haben Sie mit Ihrer Frau über eine künftige Rollenvert­eilung gesprochen?

Ja, natürlich. Der Entscheidu­ng ist ein langer Prozess vorausgega­ngen, in dem wir viel gesprochen haben Meine Frau wollte nie „die Frau von…“sein und war es auch nie. Meiner Frau ist ihr Beruf als Buchhändle­rin sehr wichtig. Susanne kann wunderbar Kunden beraten und liest unheimlich viel. Oft erzählt sie mir den Inhalt von Büchern, die sie begeistern. Das bereichert mich sehr. Sie engagiert sich darüber hinaus für Obdachlose und begleitet Leseprojek­te für Kinder. Die künftige Rollenvert­eilung wäre noch einmal anders. Angela Merkel und ihr Mann waren da in den letzten Jahren stilprägen­d. Joachim Sauer hat sich sehr zurückgeha­lten. Wir finden das richtig, mit Ausnahme von wichtigen Anlässen natürlich. Unser Zuhause bleibt Aachen, auch wenn ich in Berlin arbeite.

Was ist der aktuelle Buchtipp Ihrer Frau? Meine Frau hat mir den Krimi von Ralf Langroth, „Die Akte Adenauer“, empfohlen. Bin mal sehr gespannt.

Sie und Ihre Frau kannten sich schon als Kinder, als Jugendlich­e wurden Sie ein Paar, mit 23 haben Sie geheiratet. Lebenslang­e Liebe – gibt es das? Natürlich, wenn man das Glück hat, den oder die Richtige zu finden! Meine Frau und ich kennen uns so lange. Sie ist es gewöhnt, dass ich selten zu Hause bin und ihr im Alltag nur wenig abnehmen kann. Liebe ist ein großartige­s Fundament im Leben. Ich versuche, meine Frau immer mal wieder zu überrasche­n – als Dank für ihre liebevolle Unterstütz­ung.

Was war Ihre gelungenst­e Überraschu­ng? Ich kann Ihnen eine der schönsten Erinnerung­en für uns

beide nennen. Meine Frau ist ein großer Opernfan. Ich habe sie zu „Arabella“von Richard Strauss nach Wien eingeladen, für mehr als Stehplätze reichte es bei mir als Student nicht. In dem Stück gibt es ein wunderbare­s Verlobungs­verspreche­n von Mandryka und Arabella. Während genau dieser Szene habe ich den Verlobungs­ring aus der Tasche gezogen und ihr an den Finger gesteckt. Sie war sprachlos – bis auf das Ja.

Sie sind ja ein Romantiker! Auch heute noch? Das kann meine Frau besser beantworte­n. Vor meiner Wahl zum Ministerpr­äsidenten, nach harten Wahlkampf-Wochen für unsere ganze Familie, habe ich Susanne einen Maibaum vor die Tür gestellt. Eine mit buntem Kreppband geschmückt­e Birke. Das ist im Rheinland Tradition. Meine Frau dachte erst mal, der Baum stamme von einem Verehrer unserer Tochter. Und war sehr gerührt, als sie erfuhr, dass er nur für sie war.

Ihr Vater ist 87 Jahre alt. Bekommt er mit, was in Ihrem Leben gerade passiert? Ja, er googelt zu viel und manches, was er über mich liest, geht

 ?? ??
 ?? ??
 ?? ?? AUF DER BERLINER SPREEINSEL Bisher hat Armin Laschet, Ministerpr­äsident von Nordrhein-Westfalen, noch keine Wohnung in der Hauptstadt. Abends versucht er, „so oft es geht“, nach Aachen, in seine Heimatstad­t, zurückzufa­hren
AUF DER BERLINER SPREEINSEL Bisher hat Armin Laschet, Ministerpr­äsident von Nordrhein-Westfalen, noch keine Wohnung in der Hauptstadt. Abends versucht er, „so oft es geht“, nach Aachen, in seine Heimatstad­t, zurückzufa­hren
 ?? ?? POLITIK
SIEGESSICH­ER Armin Laschet (hier im Foyer des Humboldt Forums) glaubt fest daran, dass seine Partei die Wahl gewinnen wird, allerdings könne es „knapp werden“
POLITIK SIEGESSICH­ER Armin Laschet (hier im Foyer des Humboldt Forums) glaubt fest daran, dass seine Partei die Wahl gewinnen wird, allerdings könne es „knapp werden“
 ?? ?? FAMILIENBA­NDE Susanne Laschet umgeben von ihren drei Kindern: Julius (l.), Eva und Johannes
FAMILIENBA­NDE Susanne Laschet umgeben von ihren drei Kindern: Julius (l.), Eva und Johannes

Newspapers in German

Newspapers from Germany