Bunte Magazin

Ich hätte ihm noch so viel sagen wollen

Fritz Wepper spricht in BUNTE über den schmerzvol­len Verlust seines Bruders – seine letzten Stunden und die schönsten Erinnerung­en

- VON SANDRA HEUMANN

Noch 2021 stand Elmar Wepper am Krankenbet­t seines älteren Bruders und bangte um sein Leben. Jetzt muss Fritz Wepper, 82, völlig unerwartet seinen jüngeren Bruder zu Grabe tragen. Eine Tragödie für den TV-Star, der in tiefer Trauer ist. Mit Elmar verbanden ihn neben der Schauspiel­erei vor allem der Humor und das große Herz. Als kleine Jungen verloren sie ihren Vater, der 1945 in Polen verschwand, und wuchsen mit der Liebe und Fürsorge ihrer Mutter Wilhelmine Wepper († 2009) auf. Symbolisch für ihre Erziehung war ein Foto, das auf ihrem Nachttisch stand – es zeigte eine Arzneimitt­elflasche mit der Aufschrift: „Dreimal

Liebe täglich!“Ein Sinnbild für die weppersche Zuneigung – aus der auch lebenslang­e Bruderlieb­e resultiert­e. Im Interview mit BUNTE spricht der TV-Star („Um Himmels Willen“) über die schweren Tage nach Elmars Tod und blickt auf die schönsten Momente zurück.

Wie überrasche­nd kam Elmars Tod für Sie?

Es war nicht zu erwarten, ich bin voller Trauer. Elmar hatte keine Anzeichen von einer körperlich­en Schwäche oder Krankheit. Es kam aus heiterem Himmel, wie ein schrecklic­her Blitz. Der einzige Trost ist, dass er nicht gelitten hat, sondern an einem Herzstills­tand verstorben ist. Meine Schwägerin Anita ist frühmorgen­s mit dem Hund rausgegang­en, zurückgeko­mmen und hat Elmar tot in seinem Bett vorgefunde­n. Ich wurde dann von Elmars Sohn angerufen und habe es durch ihn erfahren.

Was war Ihr erster Gedanke?

Es war ein Schock, dass Elmar aus meinem Leben gerissen wurde. Natürlich habe ich auch kurz über Versäumnis­se nachgedach­t, auch wenn wir ein gutes brüderlich­es Verhältnis hatten. Wir hatten uns leider einige Wochen nicht gesehen, aber regelmäßig telefonier­t. Ich hätte ihm noch so viel sagen wollen. Ich vermisse ihn von Herzen.

Wie eng waren Sie als Brüder?

Die Geschichte, als ich meinen kleinen Bruder das erste Mal gesehen habe, er

zählte unsere Mutter immer wieder gerne: Er lag in seinem Weidebett und ich habe meine Finger sanft in sein Auge gedrückt. Meine Mutter sagte: ,Lass das, das ist dein Brüderlein!‘ Von da an hatten wir eine herzliche und enge Bruderscha­ft. Wir haben als Kinder viel erlebt zusammen, sind mit dem Roller von Neuhausen nach Nymphenbur­g gefahren. Das war unsere erste Weltreise. Wir haben zusammen unser erstes Taschengel­d als Karussella­nschieber im Hirschgart­en verdient, reiten gelernt und gemeinsam unseren Hund Benny unter einem Baum beerdigt. Wir haben als Kinder alles zusammen gemacht, später auch die Leidenscha­ft für Film und Theater geteilt. Wir standen sogar zusammen in „Robinson soll nicht sterben“auf der Jugendbühn­e. Jahre später habe ich meine Rolle in „Der Kommissar“an ihn übergeben.

Was hat Sie verbunden?

Wir haben leidenscha­ftlich gerne zusammen Golf gespielt und geangelt; haben sogar 1999 zusammen mit Freunden den Charity-Verein Royal Fishing Kinderhilf­e gegründet. Elmar und ich kamen uns im Leben nie in die Quere und taten es selbst beim Fliegenfis­chen nicht. Elmar war Linkshände­r, ich Rechtshänd­er. Wir mussten gut 20 Meter auseinande­rstehen, damit sich unsere Schnüre bei Wind nicht verheddern. Wir hatten seit den Achtzigerj­ahren gemeinsam eine Hütte in Söll am Wilden Kaiser, wo sich unsere Familien oft getroffen und gefeiert haben. Verbunden hat uns die Liebe zur Natur und Abenteuern. Wir haben tolle Reisen unternomme­n, z. B. nach British Columbia in Kanada. Wir haben tagsüber gefischt und abends am Lagerfeuer gegrillt und Bier getrunken. Meinen 50. Geburtstag haben wir mit der ganzen Familie im Canyon de Chelly in Amerika gefeiert und sind zusammen ausgeritte­n. Er war natürlich auch bei der Taufe meiner Tochter Filippa dabei und als ich meinen 80. Geburtstag nach eineinhalb Jahren im Krankenhau­s gefeiert habe. Wir haben viele schöne Familienfe­ste zusammen erlebt.

Wofür sind Sie ihm dankbar?

Meine Frau Susanne hat mir erzählt, dass Elmar sich jeden Tag mit ihr abgewechse­lt hat, um mich zu besuchen, als ich 2021 im Koma lag. Ich habe es nicht mitbekomme­n, aber er hat sich viel mit meiner Frau ausgetausc­ht. Die beiden kannten sich schon vor mir und mochten sich sehr. Sie hat als Kamerafrau viel mit ihm gedreht („Zwei Ärzte sind einer zu viel“) und Golf mit ihm gespielt.

Was hätten Sie gerne noch mit Elmar erlebt?

Ich hätte ihn einfach gerne noch mal gesehen, um mich von ihm zu verabschie­den. Er wurde viel zu plötzlich aus seinem Leben gerissen. Ich habe seit seinem Tod jeden Tag mit seinem Sohn telefonier­t, er kümmert sich auch um Anita. Vater und Sohn hatten ein enges Verhältnis.

Wie haben Sie Elmars Ehe empfunden?

Er war seelisch so stark von Anita angezogen. Ich erinnere mich noch an das Weihnachte­n, an dem er mich gebeten hat, unserer Mutter zu sagen, dass er Anita heiraten möchte. Unvergessl­ich, dass ich der Überbringe­r dieser Nachricht sein durfte. Sie waren von Anfang an extrem verliebt und ihre Ehe war etwas ganz besonders. Portugal war ihr Glücksort. Ich hoffe, dass Anita aus der Liebe zu Elmar die Kraft findet, seinen Tod seelisch auszuhalte­n und zu verarbeite­n.

Haben Sie mit Elmar je über den Tod gesprochen?

Nein, das Leben hat uns verbunden, es gab für ihn keinen Grund über den Tod zu sprechen. Aber der Tod unserer Mutter 2009 hat uns natürlich beide sehr mitgenomme­n und wir haben uns gegenseiti­g gestärkt. Er wird jetzt neben unserer Mutter im Familiengr­ab beigesetzt, das seit unserem Ur-Ur-Urgroßvate­r Andreas Wepper in Familienbe­sitz ist. Er hat die goldene Tapferkeit­smedaille bekommen und das Ehrengrab auf dem Winthirfri­edhof in München-Neuhausen. Wir haben als Brüder zusammen getrauert, aber auch zusammen gefeiert. Jetzt trauere ich als Bruder um ihn. Ich bin untröstlic­h und der seelische Verlust ist nicht auszugleic­hen.

Wir hatten uns leider vor seinem Tod mehrere Wochen nicht gesehen, aber regelmäßig telefonier­t FRITZ WEPPER

 ?? ?? BERÜHMTE BRÜDER Elmar und Fritz Wepper standen beide ein Leben lang vor der Kamera, waren z. B. 2013 zusammen in der ARD-Talkshow „Beckmann“zu Gast
BERÜHMTE BRÜDER Elmar und Fritz Wepper standen beide ein Leben lang vor der Kamera, waren z. B. 2013 zusammen in der ARD-Talkshow „Beckmann“zu Gast
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BAYERISCHE BUBEN Ein Herz und eine Seele – schon als Kinder (Fritz, r.) beim Baden in der Isar
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 ?? ?? GELIEBTE MUTTER Elmar (l.) und Fritz wuchsen alleine mit Wilhelmine Wepper († 2009) auf, der Vater kam 1945 nicht aus dem Krieg zurück
GELIEBTE MUTTER Elmar (l.) und Fritz wuchsen alleine mit Wilhelmine Wepper († 2009) auf, der Vater kam 1945 nicht aus dem Krieg zurück
 ?? ?? ZWEI IN EINEM BAD Für die Kamera stiegen die Brüder auch gerne mal im Hotel „Bayerische­r Hof“zusammen in eine Wanne
ZWEI IN EINEM BAD Für die Kamera stiegen die Brüder auch gerne mal im Hotel „Bayerische­r Hof“zusammen in eine Wanne
 ?? ?? HERZLICHES VERHÄLTNIS Elmar mit Fritz Weppers Ehefrau Susanne Kellermann bei der Taufe von Tochter Filippa 2013
HERZLICHES VERHÄLTNIS Elmar mit Fritz Weppers Ehefrau Susanne Kellermann bei der Taufe von Tochter Filippa 2013
 ?? ?? WEPPERHUMO­R 1989 in der Comedyseri­e „Kanal fatal“, Episode „Zwei Bayern im Weltall“
WEPPERHUMO­R 1989 in der Comedyseri­e „Kanal fatal“, Episode „Zwei Bayern im Weltall“

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