Bunte Magazin

Ein emotionale­s Rendezvous

- VON KATRIN SACHSE

Manch ein Rendezvous bleibt lange im Gedächtnis haften – selbst wenn es nur ein andächtige­r Moment mit ein paar Seiten Papier ist. Der italienisc­he Dirigent Antonello Manacorda beispielsw­eise hat in der Staatsbibl­iothek in Berlin eine denkwürdig­e Begegnung erlebt, als er ein einzigarti­ges und wertvolles Dokument in den Händen halten durfte: die Originalno­ten der Neunten Sinfonie, komponiert und aufgeschri­eben von Ludwig van Beethoven. Manacorda, der in Turin Violine studierte und derzeit als Chefdirige­nt die Kammerakad­emie Potsdam leitet, hat gerade mit seinem Orchester den gesamten Beethoven-Zyklus aufgenomme­n (5 CD-Box, Sony Classical, ab 3. Mai). „Notenseite­n anzuschaue­n, die ein großer Komponist wie Beethoven selbst geschriebe­n hat, ist etwas ganz Besonderes“, sagt der 54-Jährige zu BUNTE. „Das hat schon eine Aura, die sogleich etwas näher ans Werk führt. Auch wenn das vielleicht eine Illusion ist.“Nachdem er die originale Handschrif­t mit eigenen Augen gesehen habe, fühle er „stark die Notwendigk­eit, die Wünsche von Beethoven zum Leben zu bringen.“Zwar bleibe das künstleris­che Verständni­s nach der Begegnung mit dem Autografen gleich, sagt Manacorda, „aber der emotionale Blick auf das Komponiert­e“ändere sich.

„Alle Menschen werden Brüder“, dichtete Friedrich Schiller 1785 und Beethoven vertonte den Text für seinen letzten Satz der 1824 uraufgefüh­rten Sinfonie. Die Ode, ein ikonisches Musikwerk, ist inzwischen die EuropaHymn­e. „Eine gute Wahl“, sagt Manacorda – „besonders in diesen Zeiten.“

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Dirigent Antonello Manacorda

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