Air Seychelles Airbus A330-200 Business Class
Johannesburg – Mahé
HINTERGRUND:
Seit 30. März fliegt Air Seychelles mit einem ihrer zwei von Etihad übernommenen Airbus A330-200 zweimal wöchentlich von Düsseldorf zu den Trauminseln im Indischen Ozean. Air Seychelles ist wie Air Berlin zum Teil im Besitz von Etihad. Am Hub von Air Berlin verspricht sich die Airline gute Zubringerdienste. Ich hatte Gelegenheit, vor Beginn der Düsseldorf-Route das A330-Business-Produkt von Air Seychelles auf der fünfmal wöchentlich beflogenen Strecke von Johannesburg nach Mahé, die Hauptinsel mit dem internationalen Flughafen der Seychellen, kennenzulernen.
CHECK-IN:
Der Abflug ist mittags um 13.45 Uhr, und der Check-in am Business-Class-Schalter geht zügig voran, genau wie die Sicherheitskontrolle.
LOUNGE:
Während Air Seychelles in Düsseldorf für ihre Business-Class-Gäste die Air-Berlin-Lounge nutzt, können Passagiere in Johannesburg die Shongololo-Lounge besuchen, die von vielen internationalen Airlines mit kleinerer Präsenz am OR Tambo Airport frequentiert wird. Ich finde eine ruhige Ecke am Fenster mit Blick auf einige geparkte A380 und hole mir etwas Sushi, das auf Tellern, in Folie eingeschweißt, angeboten wird und überraschend gut schmeckt, dazu ein Glas Sauvignon Blanc.
BOARDING:
Ein längerer Fußmarsch führt mich zum Boarding-Gate am Ende der internationalen Pier, die für die Fußball-WM 2010 errichtet wurde. Hier steht eine lange Menschenschlange vor dem Eingang und wird nach Überprüfung von Pass und Bordkarte zum eigentlichen Gate vorgelassen. Eine eigene Spur für Business Class ist draußen nicht erkennbar, und drinnen nützt sie nichts mehr.
DER SITZ:
Das Flugzeug ist gut gebucht, und wie sich herausstellt, ist der Sitz neben mir in Business Class, die 18 Passagieren Platz bietet, der einzig freie in der vorderen Kabine. Was für ein Glück – in mehrfacher Hinsicht, wie sich zeigt. Der Airbus A330200 flog zuvor seit der Lieferung 2006 bei Jet Airways in Indien, ebenfalls ein EtihadPartner. Aus dieser Zeit stammen auch die Business-Class-Sitze, angeordnet 2 – 2 – 2 in drei Reihen, und damit aus einer anderen Ära, als es noch nicht üblich war, in Business private Einzelabteile anzubieten. Phänomenal allerdings ist der Sitzabstand, der rekordverdächtige 82 Zoll (208,2 cm) beträgt und verhindert, dass man sitzend und angeschnallt überhaupt die Sitztasche vor sich erreicht. Der Sitz lässt sich zu einem ebenen Bett ausfahren, das über zwei Meter lang ist, so lang wie anderswo in First. Allerdings gilt dies nicht für meinen, 3A, denn der rührt sich kaum, lässt zwar seine Lehne ein wenig neigen und die Fußstütze ein wenig anheben, aber mehr auch nicht. Ein ärgerlicher Defekt. Glücklicherweise also ist der Nachbarsitz frei und funktioniert.
DER FLUG:
Schon vor dem Abflug zeigt sich, dass der Bordservice, mehr noch als die Hardware, die Handschrift von Etihad trägt – auch die Flugbegleiter von Air Seychelles werden jetzt in Abu Dhabi trainiert. In der Sitztasche steckt die orange eingebundene Menükarte mit der Aufschrift „A la Carte Dining – Contemporary Cuisine“. Zunächst darf ich mir ein Getränk für die Zeit vor dem Start aussuchen und nehme Champagner (Nicolas Feuillatte Brut Reserve), sehr gut. Dann knien die Flugbegleiterinnen vor den Passagieren nieder, um die Menübestellung aufzunehmen und die gewünschte Essenszeit. Die Möglichkeit der flexiblen Essenszeit ist heute ein Merkmal für guten Business-Class-Service, den allerdings viele große Airlines immer noch nicht bieten. Die Auswahl besteht aus zwei Vorspeisen (Kingklip-Fischfilet-Stücke mit Zitrus-
Minze-Salat oder kräutermarinierte Hühnerbrust mit Kartoffelsalat und Mango) und drei Hauptgerichten. Das sind: gegrilltes Rinderfilet mit Süßkartoffelgratin, Lachsfilet mit Basmatireis und Gemüse sowie Pilz-Ricotta-Cannelloni. Als Dessert schließlich stehen Käse, Zitronentörtchen oder frische Früchte zur Wahl. Ich wähle zweimal Fisch plus Törtchen. Wir heben fast pünktlich ab, ich bemühe mich, die interaktive Karte im Bordprogramm zu finden, die alle Daten zum Flug anzeigt. Aber seltsam, es gibt sie nicht. Ich versuche alles, frage den freundlichen Purser, der mir sagt, das müsste es geben, nur finden kann er es auch nicht. So höre ich eben eine Audio-CD aus dem Bordprogramm, das allerdings (im Gegensatz zu meinem Rückflug später in einer A320 von Air Seychelles) nicht das E-BOXSystem von Etihad ist. Hier in der A330 sind die 10,5-Zoll-Bildschirme, die aus der Armlehne ausfahrbar sind, auch keine Touch-Screens. Dafür allerdings gibt es WLAN an Bord, gegen Bezahlung versteht sich, ich probiere es aber nicht aus. Die vorderen Reihen haben recht zügig nach Erreichen der Reiseflughöhe ihr Essen auf dem Tisch, bei mir dauert es nach dem Abheben etwa 40 Minuten, aber völlig im Rahmen, und Champagner gibt es auch vorher schon. Das Essen selbst ist o.k., wenn auch wenig inspiriert. Der Lachs ist ziemlich trocken, und an der Sauce wurde gespart, allerdings macht mir der Purser eine riesige Freude, als er mich fragt, ob ich Chili dazuhaben möchte. Ich bekomme gleich ein ganzes Schälchen, und die Dinger sind wirklich scharf – plötzlich macht mir mein Essen wieder Spaß. Dazu wähle ich aus dem Weinangebot (zwei Rote und zwei Weiße, jeweils ein Südafrikaner und ein Franzose) einen guten Sauvignon Blanc von Thelema aus Stellenbosch. Besonders gut gefällt mir das Porzellan von Air Seychelles, das eine stilisierte Meereskokosnuss zeigt, die auf der Insel Praslin endemisch ist. Das Zitronentörtchen ist ein leckerer Abschluss, und danach gönne ich mir ein Gläschen Takamaka-Rum von den Seychellen, ein hervorragender Digestif. Dann fahre ich das funktionierende Bett neben mir aus und schlafe eine gute Stunde, so ließe sich auch eine ganze Nacht kommod verbringen, ein großes Plus sind die ebenen Betten.
ANKUNFT:
Nach vier Stunden und 35 Minuten landen wir auf dem tropisch warmen Flughafen von Mahé. Dank des Mini-Terminals und des Reisens nur mit Handgepäck sitze ich keine Viertelstunde nach Ankunft im Taxi zum Hotel.
FAZIT:
Als Mitglied der Etihad-Gruppe ist Air Seychelles beim Produkt klar der Sprung vom Ferienflieger zur ernstzunehmenden Netzwerk-Gesellschaft gelungen. Ihre Business Class braucht sich im internationalen Vergleich nicht zu verstecken, auch wenn sie nicht dem Produkt von Etihad nahekommt und der kleine Etihad-Partner Air Serbia in seinem A330 die moderneren Business-Sitze bietet. Bei Flügen zu den Inseln konkurriert Air Seychelles mit den drei großen Golf-Gesellschaften sowie Ferienfliegern wie Condor, und da kann sie klar punkten.