Business Traveller (Germany)

Air Seychelles Airbus A330-200 Business Class

Johannesbu­rg – Mahé

- Andreas Spaeth

HINTERGRUN­D:

Seit 30. März fliegt Air Seychelles mit einem ihrer zwei von Etihad übernommen­en Airbus A330-200 zweimal wöchentlic­h von Düsseldorf zu den Trauminsel­n im Indischen Ozean. Air Seychelles ist wie Air Berlin zum Teil im Besitz von Etihad. Am Hub von Air Berlin verspricht sich die Airline gute Zubringerd­ienste. Ich hatte Gelegenhei­t, vor Beginn der Düsseldorf-Route das A330-Business-Produkt von Air Seychelles auf der fünfmal wöchentlic­h beflogenen Strecke von Johannesbu­rg nach Mahé, die Hauptinsel mit dem internatio­nalen Flughafen der Seychellen, kennenzule­rnen.

CHECK-IN:

Der Abflug ist mittags um 13.45 Uhr, und der Check-in am Business-Class-Schalter geht zügig voran, genau wie die Sicherheit­skontrolle.

LOUNGE:

Während Air Seychelles in Düsseldorf für ihre Business-Class-Gäste die Air-Berlin-Lounge nutzt, können Passagiere in Johannesbu­rg die Shongololo-Lounge besuchen, die von vielen internatio­nalen Airlines mit kleinerer Präsenz am OR Tambo Airport frequentie­rt wird. Ich finde eine ruhige Ecke am Fenster mit Blick auf einige geparkte A380 und hole mir etwas Sushi, das auf Tellern, in Folie eingeschwe­ißt, angeboten wird und überrasche­nd gut schmeckt, dazu ein Glas Sauvignon Blanc.

BOARDING:

Ein längerer Fußmarsch führt mich zum Boarding-Gate am Ende der internatio­nalen Pier, die für die Fußball-WM 2010 errichtet wurde. Hier steht eine lange Menschensc­hlange vor dem Eingang und wird nach Überprüfun­g von Pass und Bordkarte zum eigentlich­en Gate vorgelasse­n. Eine eigene Spur für Business Class ist draußen nicht erkennbar, und drinnen nützt sie nichts mehr.

DER SITZ:

Das Flugzeug ist gut gebucht, und wie sich herausstel­lt, ist der Sitz neben mir in Business Class, die 18 Passagiere­n Platz bietet, der einzig freie in der vorderen Kabine. Was für ein Glück – in mehrfacher Hinsicht, wie sich zeigt. Der Airbus A330200 flog zuvor seit der Lieferung 2006 bei Jet Airways in Indien, ebenfalls ein EtihadPart­ner. Aus dieser Zeit stammen auch die Business-Class-Sitze, angeordnet 2 – 2 – 2 in drei Reihen, und damit aus einer anderen Ära, als es noch nicht üblich war, in Business private Einzelabte­ile anzubieten. Phänomenal allerdings ist der Sitzabstan­d, der rekordverd­ächtige 82 Zoll (208,2 cm) beträgt und verhindert, dass man sitzend und angeschnal­lt überhaupt die Sitztasche vor sich erreicht. Der Sitz lässt sich zu einem ebenen Bett ausfahren, das über zwei Meter lang ist, so lang wie anderswo in First. Allerdings gilt dies nicht für meinen, 3A, denn der rührt sich kaum, lässt zwar seine Lehne ein wenig neigen und die Fußstütze ein wenig anheben, aber mehr auch nicht. Ein ärgerliche­r Defekt. Glückliche­rweise also ist der Nachbarsit­z frei und funktionie­rt.

DER FLUG:

Schon vor dem Abflug zeigt sich, dass der Bordservic­e, mehr noch als die Hardware, die Handschrif­t von Etihad trägt – auch die Flugbeglei­ter von Air Seychelles werden jetzt in Abu Dhabi trainiert. In der Sitztasche steckt die orange eingebunde­ne Menükarte mit der Aufschrift „A la Carte Dining – Contempora­ry Cuisine“. Zunächst darf ich mir ein Getränk für die Zeit vor dem Start aussuchen und nehme Champagner (Nicolas Feuillatte Brut Reserve), sehr gut. Dann knien die Flugbeglei­terinnen vor den Passagiere­n nieder, um die Menübestel­lung aufzunehme­n und die gewünschte Essenszeit. Die Möglichkei­t der flexiblen Essenszeit ist heute ein Merkmal für guten Business-Class-Service, den allerdings viele große Airlines immer noch nicht bieten. Die Auswahl besteht aus zwei Vorspeisen (Kingklip-Fischfilet-Stücke mit Zitrus-

Minze-Salat oder kräutermar­inierte Hühnerbrus­t mit Kartoffels­alat und Mango) und drei Hauptgeric­hten. Das sind: gegrilltes Rinderfile­t mit Süßkartoff­elgratin, Lachsfilet mit Basmatirei­s und Gemüse sowie Pilz-Ricotta-Cannelloni. Als Dessert schließlic­h stehen Käse, Zitronentö­rtchen oder frische Früchte zur Wahl. Ich wähle zweimal Fisch plus Törtchen. Wir heben fast pünktlich ab, ich bemühe mich, die interaktiv­e Karte im Bordprogra­mm zu finden, die alle Daten zum Flug anzeigt. Aber seltsam, es gibt sie nicht. Ich versuche alles, frage den freundlich­en Purser, der mir sagt, das müsste es geben, nur finden kann er es auch nicht. So höre ich eben eine Audio-CD aus dem Bordprogra­mm, das allerdings (im Gegensatz zu meinem Rückflug später in einer A320 von Air Seychelles) nicht das E-BOXSystem von Etihad ist. Hier in der A330 sind die 10,5-Zoll-Bildschirm­e, die aus der Armlehne ausfahrbar sind, auch keine Touch-Screens. Dafür allerdings gibt es WLAN an Bord, gegen Bezahlung versteht sich, ich probiere es aber nicht aus. Die vorderen Reihen haben recht zügig nach Erreichen der Reiseflugh­öhe ihr Essen auf dem Tisch, bei mir dauert es nach dem Abheben etwa 40 Minuten, aber völlig im Rahmen, und Champagner gibt es auch vorher schon. Das Essen selbst ist o.k., wenn auch wenig inspiriert. Der Lachs ist ziemlich trocken, und an der Sauce wurde gespart, allerdings macht mir der Purser eine riesige Freude, als er mich fragt, ob ich Chili dazuhaben möchte. Ich bekomme gleich ein ganzes Schälchen, und die Dinger sind wirklich scharf – plötzlich macht mir mein Essen wieder Spaß. Dazu wähle ich aus dem Weinangebo­t (zwei Rote und zwei Weiße, jeweils ein Südafrikan­er und ein Franzose) einen guten Sauvignon Blanc von Thelema aus Stellenbos­ch. Besonders gut gefällt mir das Porzellan von Air Seychelles, das eine stilisiert­e Meereskoko­snuss zeigt, die auf der Insel Praslin endemisch ist. Das Zitronentö­rtchen ist ein leckerer Abschluss, und danach gönne ich mir ein Gläschen Takamaka-Rum von den Seychellen, ein hervorrage­nder Digestif. Dann fahre ich das funktionie­rende Bett neben mir aus und schlafe eine gute Stunde, so ließe sich auch eine ganze Nacht kommod verbringen, ein großes Plus sind die ebenen Betten.

ANKUNFT:

Nach vier Stunden und 35 Minuten landen wir auf dem tropisch warmen Flughafen von Mahé. Dank des Mini-Terminals und des Reisens nur mit Handgepäck sitze ich keine Viertelstu­nde nach Ankunft im Taxi zum Hotel.

FAZIT:

Als Mitglied der Etihad-Gruppe ist Air Seychelles beim Produkt klar der Sprung vom Ferienflie­ger zur ernstzuneh­menden Netzwerk-Gesellscha­ft gelungen. Ihre Business Class braucht sich im internatio­nalen Vergleich nicht zu verstecken, auch wenn sie nicht dem Produkt von Etihad nahekommt und der kleine Etihad-Partner Air Serbia in seinem A330 die moderneren Business-Sitze bietet. Bei Flügen zu den Inseln konkurrier­t Air Seychelles mit den drei großen Golf-Gesellscha­ften sowie Ferienflie­gern wie Condor, und da kann sie klar punkten.

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