KAI REIST
Kolumne des TV-Moderators und BT-Autors Kai Böcking
Hongkong oder Shanghai sind für Geschäftsreisende längst keine Herausforderungen mehr. Zu modern, zu geordnet und zu westlich sind die chinesischen Mega-Städte in den letzten Jahren geworden. Taiwan, der südlich vom Festland liegende abtrünnige Bruder, ist für viele Business Traveller noch ein unbeschriebenes Blatt. Dabei ist ein Besuch in der Millionenstadt in vieler Hinsicht entspannter als gedacht. Vielleicht lässt die Insellage die Menschen hier so friedlich erscheinen.
→ HINKOMMEN
Der internationale Flughafen Taoyuan liegt circa 30 Kilometer von Taipeh entfernt. Die einzige Direktanbindung ab Deutschland bietet China Airlines ab Frankfurt an. Die taiwanesische Airline fliegt mit neuen Boeing 777 in rund 13 Stunden auf die Insel im Chinesischen Meer. Das 3-Kabinen-Design (Business Class, Premium Economy und Economy) ist drei aufeinander abgestimmten Szenarien der Gelehrten der Song-Dynastie nachempfunden. Die Business Class ist das Studierzimmer, in dem Nachtlichter das Lesen rund um die Uhr ermöglichen. Die Business-Sitze des SkyTeam-Mitglieds sind State of the Art (Flatbed, Zugang zum Gang), der Service aufmerksam und freundlich. Cool: An Bord der B777 (und der A350) gibt es eine Sky Lounge
– wo landestypische Speisen und Getränke angeboten werden. china-airlines.de
→ ÜBERNACHTEN
Fast alle gängigen Hotelbrands sind in Taiwan vertreten. Mein Favorit ist das Shangri-La Hotel mit Blick auf das Wahrzeichen der Stadt, den 508 Meter hohen Taipei 101 Tower, vom Zimmer aus. Es hat ganz hervorragende Restaurants (Chinesisch, Japanisch, Italienisch), eine coole Bar im obersten Stock mit grandioser Aussicht auf die illuminierte Stadt und ein Open-Air-
Schwimmbad auf dem Dach. Freunde chinesischer Superluxus-Toiletten mit Lichtshow und angewärmter Brille können die neuesten Modelle in den riesigen Badezimmern testen. Das Spa gilt als eines der besten der Stadt. Der Horizont- Club steht den Gästen der gleichnamigen Zimmerkategorie zum Frühstück, für Snacks und für Drinks am Abend kostenlos zur Verfügung. shangri-la.com
→ ESSEN
Ich sage nur Nachtmarkt und Suppen. Beides gibt es in Taipeh reichlich. Nudelsuppen mit verschiedenen Einlagen sind ein Renner rund um die Uhr. Je länger die Schlangen vor den kleinen Suppenständen, Restaurants oder Garküchen sind, umso besser und traditioneller ist das Gericht. Mehr als zwei Euro pro riesiger Suppenschale habe ich noch nie bezahlt. Nach Sonnenuntergang geht es dann auf die Nachtmärkte – davon gibt es etwa zwei Dutzend in Taipeh, der in der Raohe Street ist mein Favorit. Neonlicht, Menschentrauben, Straßenhändler – es ist, als ob diese Straßen bei Nacht ein neues Gewand anlegten. Trotz der Enge in den über 600 Shops bewegt sich der Strom der Besucher viel leiser und entspannter als etwa in Thailand. Vielleicht hilft auch das Fehlen schreiender Straßenhändler, die lautstark ihre Waren anpreisen. Abenteuerlustige können hier köstliche Dim Sums probieren, außerdem Austern- Omeletts, Schnecken und Innereien vom Spieß und allerlei Undefinierbares. Wer der Straßenküche nicht hundertprozentig vertraut, kann sich in eins der vielen kleinen Restaurants setzen. Dort kann man den emsigen Köchen bei der Zubereitung ihrer leckeren Gerichte zuschauen, z. B. beim Live- Cooking vor dem Gast auf heißen Teppanyaki-Platten. guidetotaipei.com/visit/ raohe-night-market
→ ANSCHAUEN
Ja, Sie müssen das höchste Gebäude Taipehs besuchen. Taipei 101 ist ein Mega-Turm mit über 500 Metern Höhe, der die Form eines Bambusstabes hat. Bei klarer Sicht schaut man vom Turm aus bis weit in die Berge, die die Stadt wie ein Ring umschließen.
Und damit auch gleich der nächste Tipp: Tee trinken in einem traditionellen Teehaus in den Bergen um Maokong. Hier wachsen die Lieblingsblätter der Teetrinkernation Taiwan. Mit der Seilbahn geht es, vorbei am Zoo, in die weitläufigen Anbaugebiete. Oben warten neben verschiedenen Trekkingtouren reihenweise Teehäuser, die den traditionellen Oolong-Tee anbieten. Die sind in der Regel unverschämt teuer, nicht immer einladend sauber, bieten aber einen unglaublichen Blick auf die Stadt – besonders zum Sonnenuntergang ein tolles Erlebnis. Hier fahren auch die Einheimischen zum Teegenuss hin. intaiwande/2013/ 04/06/taiwan-tee-ernte