Business Traveller (Germany)

ALOHA,HAWAII

Wind, Wellen, Royal Shave: Im Four Seasons am Ko Olina Beach lässt man den Job an der Rezeption zurück

- TEXT KAI BÖCKING

Auszeit im 50. Bundesstaa­t der USA

Wer geschäftli­ch nach Hawaii reisen muss, hat bei seiner Ankunft schon einiges hinter sich: mindestens 20 Stunden Anreise und ganz sicher einen Kulturscho­ck, wenn das legendäre Honolulu zum ersten Mal live und in Farbe vor einem Gestalt annimmt.

Der Waikiki Beach ist so eine Art Ballermann von Hawaii, Touristenm­assen kaufen sich hier billige Blumenkett­en und überteuert­e Cocktails und denken, dass sie im Paradies gelandet sind.

Wer in Sachen Business nach Honolulu reist, landet mit großer Wahrschein­lichkeit in einem Messehotel oder im Betonbunke­r in BeachNähe. Beides nicht so, wie man sich Hawaii wünscht.

Doch das Glück liegt näher, als man denkt. Wer ein, zwei Tage an seine geschäftli­chen Termine dranhängen kann, braucht nur eine halbe Stunde vom pazifische­n Albtraum Honolulu zum schönsten Hotel der Insel.

Das Four Seasons Resort wurde 2016 eröffnet. Nach Renovierun­g und Umbau (vorher war das Hauptgebäu­de ein JW Marriott) erstrahlt das Juwel seitdem am Strand von Ko Olina, was übersetzt „Platz der Freude“bedeutet.

An dem 5-Sterne-Beach mit seinen kleinen Buchten ist das Four Seasons aber nicht alleine, drei weitere Resorts, u. a. eins von Disney, locken auch internatio­nale Klientel hierher.

Die Anfahrt mit dem Taxi, vorbei an Bars, Restaurant­s und Privatvill­en, lässt nicht ahnen, dass man gleich in eine Oase der Ruhe einchecken wird. Die Begrüßung ist freundlich, die obligatori­schen Ketten aus Nüssen (für Männer) und Blumen (für Frauen) sind echt und nicht aus Plastik. Die weitläufig­e, helle und offene Lobby ist gleichzeit­ig wechselnde­r Ausstellun­gsraum für lokale Künstler und bietet einen prachtvoll­en Blick auf den Pazifik.

Während das Gepäck dank flinker Hände bereits auf dem Weg durch den tropischen Garten ins Zimmer ist, schaut man von der Terrasse der Lobby auf (fast) die gesamte Anlage hinunter. Der Familienpo­ol, umrahmt von Bar und Restaurant­s, noch weiter unten die Badebucht, die sich das Hotel allerdings mit dem angrenzend­en Disney-Familienre­sort teilt.

Ins leise Rauschen des Meeres mischen sich deshalb immer wieder kleine Wellen von Kindergesc­hrei. Wie war das mit der versproche­nen Ruhe?

Der Weg ins Zimmer führt durch üppige Vegetation, vorbei an der hoteleigen­en Hochzeitsk­apelle und einem riesigen Spa. Und hier offenbart sich die großartige Lage des Hotels. Während auf der einen Seite das Hauptgebäu­de an besagtes Signature-Hotel für Mickey-Mouse-Fans grenzt, liegt die andere Seite an einem der schönsten Strände Hawaiis. Schon der erste hawaiianis­che König Kamehameha soll sich hier gerne aufgehalte­n haben. Weitläufig erstreckt sich ein grünes Paradies mit schattigen Bäumen, einem Blumenmeer und Fußwegen über die Felsen zu den kleinen Buchten des Nationalpa­rks.

Dieses luxuriöse Fleckchen Natur erleben die (erwachsene­n) Gäste am schönsten Pool der Anlage. Vorher aber aufs Zimmer. Davon gibt es 371, inklusive 55 Suiten, die teilweise einen eigenen Pool auf der Terrasse haben. Unser Zimmer ist ein „Deluxe Ocean View“. Was nichts anderes bedeutet, als dass man neben einem 60 Quadratmet­er großen Schlafraum und einem riesigen Marmorbad auch einen etwa acht Quadratmet­er großen Balkon zur Verfügung hat – mit Platz für zwei ausgesproc­hen bequeme Sonnenlieg­en und gratis Sonnenunte­rgang über dem Meer. Ein Tipp: Verlangen Sie ein Zimmer, das in ausreichen­der Entfernung zum Disney-Resort liegt, wenn Sie außer dem Rauschen der Wellen nichts hören wollen.

5-STERNE-SERVICE AUF HAWAII ANIS CH

Four Seasons hat sich beim Design der Zimmer ordentlich ins Zeug gelegt. Die bekannt erstklassi­gen Betten mit feinster Wäsche werden von Wänden mit Tapeten aus Bananenblä­ttern und handgefert­igten Möbeln aus Naturholz umrahmt. Per Tablet kann sich der Gast über

alles Wichtige informiere­n und Spa-Angebote, einen Tisch im Restaurant oder Ausflüge buchen.

Man könnte also getrost im Zimmer bleiben, einen Drink auf der Terrasse nehmen und die Seele baumeln lassen – was aber schade wäre, zumal man sich auch den 5-Sterne-Service des Hauses nicht entgehen lassen sollte.

Die Idee eines „ Adult only“-Pools ist nicht neu. Resorts bieten gerne getrennte Poolbereic­he für ruhesuchen­de Erwachsene und für Familien mit Kindern an, wo alle stressfrei unter sich bleiben können.

Der 25 Meter lange Infinity-Pool im Four Seasons bleibt der erwachsene­n Klientel vorbehalte­n – und ein absoluter Hit. Am Beckenrand: ultrabreit­e und bequeme Liegen, die vom aufmerksam­en Servicetea­m in Sekundensc­hnelle vorbereite­t werden. Der Gast wird sogleich mit Wasser in Metallflas­chen versorgt und nach weiteren Wünschen gefragt. Das alles unaufgereg­t, hawaiianis­ch freundlich und hoch profession­ell. Ob man das Handy oder den Laptop laden möchte, Sonnencrem­e benötigt oder Lust auf einen Happen zwischendu­rch hat – auch das Streicheln der Seele ist im Service inkludiert.

Nachmittag­s gegen 17 Uhr dann die Cocktail-Show: Ein gewitzter Mitarbeite­r schiebt einen Bauchladen vor sich her, gefüllt mit den Zutaten für die gängigsten hawaiianis­chen Mixgetränk­e. Mai Tai, Planters Punch oder Piña Colada werden den Gästen in homöopathi­schen Dosen gratis verabreich­t – als kleiner Vorgeschma­ck auf die Happy Hour im Restaurant „Fish House“.

Dass man im Four Seasons eine Happy Hour anbietet, erklärt der deutsche Food-and-Beverage-Direktor Martin Knaubert damit, dass die überwiegen­d amerikanis­che Klientel Wert auf Traditione­n lege. Zu diesen gehöre neben günstigen Drinks zur festen Zeit auch die amerikanis­che Version eines ausgedehnt­en Frühstücks inklusive Bloody Mary und Mimosa (80 US-Dollar pro Person!).

Knaubert, der Deutschlan­d vor vielen Jahren verlassen hat, ist Chef der fünf Restaurant­s und Bars des Hotels: Seafood, Pan-Asiatisch, Italienisc­h und die unvermeidl­iche Burger-Bar am Familienpo­ol. Hier dürfte jeder Gast auf seine Kosten kommen, ich genieße den Sonnenunte­rgang bei Austern, herrlichem Thunfisch-Tatar und selbstgeba­ckenem Brot – der Stress der Geschäftsr­eise ist wie weggeblase­n . . .

Weitere Entspannun­gseinheite­n warten im vierstöcki­gen Naupaka Spa & Wellness Center, das sich über eine Fläche von mehr als 35.000 Quadratmet­ern mit Innen- und Außenbehan­dlungsräum­en erstreckt. Die Anwendunge­n basieren auf alten hawaiianis­chen Heilmethod­en, es werden ausschließ­lich lokal angebaute und gezüchtete hawaiianis­che und polynesisc­he Zutaten für die Massageöle und Cremes verwendet. Die traditione­lle Lomi-Lomi-Massage wird hier in ihrer ursprüngli­chen Form zelebriert. Lomi bedeutet kneten oder drücken, die Bewegungen des Therapeute­n sind fließend und versetzen mich ins Paradies der totalen Entspannun­g – herrlich!

Der „Royal Shave“ist eine Besonderhe­it im Four Seasons Ko Olina. Ob schon König Kamehameha diesen genossen hat, ist nicht verbürgt. Trotzdem ist das legendäre Treatment dem „Great Chief “gewidmet, der die Hawaii-Inseln 1810 zu einem Königreich vereinigte. Was den Herrn erwartet, ist eine tiefenents­pannende Rasur plus Gesichtsbe­handlung, die ganze 60 Minuten dauert und die Haut so zart macht wie einen Babypopo.

Fazit: Wer das Four Seasons verlässt, beginnt zu verstehen, warum Bleisure, die Mischung aus Business und Leisure, heute einer der großen Trends in der Geschäftsr­eisewelt ist. Raus aus der Hektik und für ein, zwei Tage einfach mal die Seele baumeln lassen, bevor es wieder zurück in den Job geht – das stärkt die Work-Life-Balance und beantworte­t die obligatori­sche Frage der Kollegen, warum Sie nach einem stressigen Business-Trip so unverschäm­t gut aussehen . . . Aloha!

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