Hat der Islamisten-Terror jetzt Deutschland erreicht?
ANSBACH/BERLIN - Erst die Axt-Attacke in einem Regionalzug in Würzburg, jetzt der Bomben-Anschlag in Ansbach: Vieles spricht für das erste islamistische Selbstmord-Attentat in Deutschland. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamiert die Tat jedenfalls für sich.
Die Umstände der Tat in dem mittelfränkischen Städtchen deuteten „schon sehr“darauf hin, sagt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (59, CSU). „Bei dem Anschlag handelt es sich um einen Anschlag mit islamistischer Überzeugung des Täters.“
Der Mann beziehe sich auf Abu Bakr al-Bagdadi, den Anführer der Terrormiliz IS, so Herrmann. Auf einem Handy gibt es als Video eine Anschlagsdrohung des Täters selbst. Dort kündigt er „einen Racheakt gegen Deutsche an als Vergeltung, weil sie Muslime umbringen“. In einer ersten Übersetzung des arabischen Textes heiße es, der Täter handle im Namen Allahs.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (62, CDU) gibt sich noch zurückhaltender: „Ein Bezug zum internationalen Terrorismus des sogenannten Islamischen Staates ist aus meiner Sicht ebenso wenig auszuschließen wie das Vorliegen einer besonderen Labilität dieser Persönlichkeit oder eine Kombination von beidem.“
Laut IS-Internet-Sprachrohr Amak war der Attentäter ein „Soldat des Islamischen Staates“. Der Syrer Mohammed Deleel († 27) war vor zwei Jahren aus Aleppo nach Deutschland gekommen, sollte nach Bulgarien abgeschoben werden. Am Sonntagabend sprengte er eine Bombe in seinem
Rucksack, gespickt mit scharfkantigen Metallteilen, vor dem Konzertgelände „Ansbach Open 2016“. In der Asylunterkunft des Täters fanden die Ermittler Gegenstände zum Bombenbau - zum Beispiel einen Benzinkanister mit Diesel sowie Salzsäure, Batterien, Lötkolben.