Weltmeister wollen tanzen
RIO DE JANEIRO„Das Blöde am Kanuslalom ist, nichts ist planbar“, weiß Jan Benzien. Zusammen mit Franz Anton kämpft der Leipziger in Rio im Zweier-Canadier um die Erfüllung eines Lebenstraums.
Seit Jahren gehört das Duo beim wilden Tanz um die Torstangen und über die Wellen zu den Besten. Nach Rio flogen die amtierenden Weltmeister vorgestern als Favoriten, sie wissen aber aus leidvoller Erfahrung, im Finale kann alles passieren. Bei der WM 2014 lagen sie auf Goldkurs, als Anton bei einer Tor-Durchfahrt reflexartig die Stange mit dem Kopf beiseite stieß. Normalerweise gibt’s für eine Stangenberührung zwei Strafsekunden. Da dieser Stoß aktiv war, fingen sie sich 50 Sekunden ein. Der Traum vom Titel war geplatzt - Rang zehn von zehn gestarteten Booten im Finale. Vor einem Jahr lief‘s perfekt und die Leipziger holten Gold.
In der Favoritenrolle sieht sich Benzien nun nicht: „Alle haben auf der Strecke zuletzt viel trainiert. Jedes Team kennt deren Eigenheiten und ist hundertprozentig fit. Am Ende entscheidet der Kopf über die Medaillen.“Klar, dass die Sachsen am 11. August auf das Quäntchen Glück hoffen, um mindestens um einen Podestplatz mitpaddeln zu können. Immerhin waren die Messestädter viermal vor Ort und absolvierten über 30 Trainingsstunden auf dem 270-m-Kanal.
Das perfekte Boot für den Medaillenkampf scheint nach Anlaufschwierigkeiten gefunden. „Den WM-Gold-Canadier haben wir in London verkauft“, so Franz. „Denn unser Hersteller versprach uns ein neues Boot. Das kam, aber es passte nicht.“Jetzt gibt’s den „zweiten Versuch“. Der scheint perfekt. „Wir haben es auf der Olympia-Strecke getestet und sind sehr zufrieden“, so Anton. „Es hat mehr Volumen, gleitet dadurch besser über die Wellen und wir erreichen eine höhere Geschwindigkeit.“
Der 26-Jährige scheint auch der ideale Vordermann im Boot für die Spiele an der Copacabana zu sein. „Ich habe den Rhythmus im Blut“, lacht Franz. Sein acht Jahre älterer Hintermann kontert: „Dafür habe ich die bessere Strandfigur.“Sollten sich die beiden am 11. August den Medaillen-Traum erfüllen, erwägt Benzien „zu tanzen“. Diese Ankündigung erstaunt Anton: „Ich habe Jan noch nie tanzen sehen.“