Die Chemnitzer Schmuddel-Ecken
Vor sieben Jahren war die MOPO mit Stadthistoriker Sandro Schmalfuß (38) in Chemnitz unterwegs. Damals im Fokus: verlassene und verfallende Gebäude. Seitdem hat sich viel getan. Manches wurde aber bis heute nicht saniert.
Positivbeispiel Leipziger Straße, Ecke „Altendorfer“: „Hier hat ein italienischer Investor gekauft.“Einst sollten die Häuser sogar abgerissen werden. Nun erstrahlen sie wieder in neuer Farbe, derzeit ist der Innenausbau dran. „Alles schon vermietet. Ein tolles Zeichen für Chemnitz, dass auch hierher Investoren kommen.“
Sebastian-Bach-Straße: „Hier gibt’s neue Eigentümer. In diesem Jahr soll notgesichert werden, nächstes Jahr folgt der Beginn der Bauarbeiten.“Geplant sind rund 60 Eigentumswohnungen. „Ein großes Glück für den Sonnenberg.“Die Gebäude in den Hinterhöfen wurden bereits abgerissen.
Doch dann wird’s düster! Spinnerei Paul Schäfer, Annaberger Straße: Gebaut wurde der Komplex in den 1870er-Jahren. „Als wir das letzte Mal hier waren, gehörte das Areal der Wismut“, sagt Schmalfuß. Zu DDR-Zeiten war hier ein Lager, mittlerweile gehört das Gelände einer Autoverwertung. „Das Kontorgebäude mit Uhrturm wurde abgerissen. Eine denkmalgerechte Sanierung ist hier nicht zu erwarten.“
Kattundruckfabrik Müllerstraße: „Ein für Chemnitz sehr wichtiges Gebäude“, sagt Schmalfuß. Erbaut wurde das Fabrikgebäude 1851. „Nebenan stand ein kleines Biedermeierhaus, das wurde weggerissen.“2007 gab es Fördermittel für das Haus, es wurde umfangreich gesichert. „Die Eigentümer sind über 70, die Stadt und ich sind mit ihnen in Kontakt.“
Spinnerei Kröhne: „Hier gab es ebenfalls Fördermittel für die Sicherung.“Das Haus stammt aus dem Jahr 1812. Nebenan gab es ein Fachwerkhaus, das wurde durch einen Automarkt ersetzt. „Auf eine Sanierung hoffe ich trotzdem. Die Eigentümer haben in Chemnitz schon viel neu gemacht, vielleicht geht’s auch hier weiter.“
Caroline Staude