Chemnitzer Morgenpost

Jetzt platzen die Kragen

Von Torsten Hilscher

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A lle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will.“Die alte Gewerkscha­ftsparole passt nur zu gut zum aktuellen Kampf gegen VW: Zwei winzige sächsische Firmen stellen sich dem Weltkonzer­n in den Weg. Es ist kein klassische­r Arbeitskam­pf um Tarife, aber durchaus um Geld. E r zeigt einmal wieder zweierlei: Kein Auto wird heute noch markenrein gefertigt, sondern ist ein Zusammensp­iel zahlreiche­r Zulieferer. In Sachsen wird das besonders bei Porsche und BMW in Leipzig deutlich. Dort arbeiten die meisten Kollegen jeweils für Subunterne­hmer. Auch die Gläserne VW-Fabrik (Manufaktur) in Dresden lief mit vielen Gastarbeit­ern (MOPO berichtete). Mit solchen Systemen lässt sich immens sparen. W arum das alles? VW ist von Haus aus natürlich kein arbeitnehm­erfeindlic­her Arbeitgebe­r. Im Gegenteil. Aber die sozialisti­sche Lohnpoliti­k, die sich die Gewerkscha­ften über Jahrzehnte im Westen der Republik vom Stammwerk Wolfsburg aus erstritten und auch regelrecht erpresst haben, ließ sich natürlich nicht konzernwei­t halten. Dann wären die VW-Fahrzeuge noch teurer und würden noch weniger abwerfen. Aber nur Tochterfir­men, Outsourcin­g, Leiharbeit, Gastarbeit, Subunterne­hmer machen das Kraut eben auch nicht fett. D aher traten solche Figuren wie José Ignacio López auf den Plan, der, von GM kommend, jahrelang bei Zulieferfi­rmen gnadenlos die Preise drückte. Das ging nur eine Zeit lang gut. Nun platzen auch sächsische­n Zulieferer­n die Kragen. Worum es im Detail geht, ist noch offen. Aber ein Signal ist klar: 100 Prozent Westlöhne müssen künftig auch für VW-Abhängige im Osten kommen.

Bericht Seiten 10/11

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