Cindy glücklich: „Wann stand mal eine Deutsche im Finale?“
RIO - Cindy Roleder (26) brauchte einen Moment, um ihren historischen Lauf einzuordnen.
„Es sind irgendwie gemischte Gefühle“, sagte die Europameisterin nach dem Olympia-Endlauf über 100 m Hürden: „Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich hätte nicht von einer Medaille geträumt. Aber mit Platz fünf bin ich echt zufrieden. Wann stand denn schon mal eine Deutsche in einem Finale?“
Ganze 28 Jahre ist es her, seit Gloria Siebert und Claudia Zaczkiewicz 1988 in Seoul Silber und Bronze gewannen. Siebert für die DDR, Zaczkiewicz für Westdeutschland.
Leichtathletik
Roleder war zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal geboren.
Zu einer Medaille reichte es für die Vize-Weltmeisterin aus Leipzig nun in 12,74 Sekunden zwar nicht, doch das lag vor allem an den überragenden Sprinterinnen aus den USA. Topfavoritin Brianna Rollins siegte in 12,48 vor Nia Ali (12,59) und Kristi Castlin (12,61). Weltrekordlerin Kendra Harrison, die erst Ende Juli die 28 Jahre alte Bestzeit auf 12,20 Sekunden gedrückt hatte, war sogar in der knallharten US-Ausscheidung auf der Strecke geblieben. Dort liefen gleich sieben Läuferinnen unter 12,75. „Die US-Mädels sind top, aber ich brauche mich auch nicht zu verstecken“, sagte Roleder.
Und das schon seit langem nicht mehr: Im vergangenen Jahr in Peking nutzte sie ihre Chance und stürmte sensationell zu WM-Silber, in diesem Jahr gewann sie bei der EM ihren ersten großen Einzeltitel. Und in Rio lief sie bis ins Finale vor. „Das hätte ich vor drei Jahren nie gedacht“, sagte sie. Dennoch fand die ehrgeizige Sächsin auch Punkte zum Verbessern. „Es war kein so runder Lauf - wenn man das bei einer 12,74 überhaupt sagen kann“, betonte sie: „Aber in diesem Topfeld darf man sich keine Fehler erlauben.“