Der Hauptangeklagte blieb ungerührt
Mordfall Anneli: Bewegendes Plädoyer der Eltern
Von Steffi Suhr „Wir werden Anneli immer in unserem Herzen tragen“- mit tränenerstickter Stimme sprach im Mordprozess gestern erneut der Vater der getöteten Anneli (17). Auch die Verteidiger der Angeklagten hielten ihre Plädoyers.
Uwe R. (58) sah den Angeklagten Markus B. (42) direkt an und sagte: „Wir werden Ihre Stimme und Ihre Fratze nie vergessen!“Der Hilfskoch hatte den Bau-Unternehmer im August 2015 angerufen. Im Hintergrund waren die Schreie der entführten Anneli zu hören: „Wir haben ihre Tochter. Wir fordern 1,2 Millionen Euro.“Es war das letzte Lebenszeichen, dass Uwe R. von Anneli hörte.
Markus B. erstickte die Schülerin in einer Scheune unweit des Elternhauses. Der Mitangeklagte Norbert K. (62) gab zumindest die Entführung zu, wollte aber mit dem Mord nichts zu tun haben.
Und so blieb der Familie, die seit Mai im Prozess an jedem Verhandlungstag dabei ist, die Antwort auf ihre wichtigste Frage verwehrt: „Wie verbrachte meine Tochter die letzten Stunden?“, fragte der Vater in den Saal, in dem es beängstigend still war.
Annelis Schwester Anett (32) sagte: „Anneli hatte Freunde, Familie, Zukunft. Und dann kommen diese beiden Nichtsnutze und zerstören das alles.“
Die Verteidiger von Markus B. sehen den Mord nicht als bewiesen an. Sie forderten eine Bestrafung wegen erpresserischen Menschenraubs mit Todesfolge, forderten zwölf Jahre Haft. Die Anwälte von Norbert K. wollen ihren Mandanten nur wegen Beihilfe zur Erpressung verurteilt sehen, forderten viereinhalb Jahre Haft.
Markus B. schwieg erneut. Norbert K. dagegen bat weinend bei den Angehörigen von Anneli um Verzeihung. Das Urteil soll Anfang September fallen.