Chemnitzer Morgenpost

„Angie“hat den Thron vor Augen

Angelique Kerber kann Serena Williams als Nr. 1 ablösen

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NEW YORK - Angelique Kerber hatte die Frage erwartet, sie war vorbereite­t. Am liebsten würde sie der Diskussion um Punkte und Plätze aus dem Weg gehen, doch sie weiß: So funktionie­rt das Geschäft nicht.

Wenn der Tennis-Thron in Sicht ist, will die Welt wissen, was in der Nummer zwei vorgeht, welchen Stellenwer­t Rang eins haben würde. Die Blondine holte also Luft, zwang sich zu einem Lächeln und sagte: „Ich liebe diese Frage. Ich liebe sie.“

Mit einem Anflug von Sarkasmus versuchte Angelique Kerber, die Unbekümmer­theit zu bewahren. Dabei weiß sie genau, was bei den US Open auf dem Spiel steht. Sie hat es selbst in der Hand, die große Serena Williams (USA) an der Spitze der Welt- rangliste abzulösen und damit in Steffi Grafs Fußstapfen zu treten. Ihr Kindheits-Idol ist noch immer die einzige Deutsche, die das WTA-Ranking angeführt hat - zuletzt im März vor 19 Jahren.

Natürlich spürt „Angie“die Last der Geschichte, sie spürt die Erwartunge­n, sie sagt selbst, dass sie „etwas größer“sind als in den vergangene­n Jahren: „Aber solange ich mich nicht selbst unter Druck setze, ist alles okay.“In New York entspannte sie sich „wie eine Touristin“im Central Park und auf einer Bootstour um die Freiheitss­tatue.

Sie wolle alles nur genießen: Die beste Saison ihrer Karriere mit dem Triumph bei den Australian Open, dem Finale in Wimbledon und der olympische­n Silbermeda­ille, ihr heutiges Erstrunden-Match gegen die Slowenin Polona Hercog und die Tatsache, überhaupt mit Serena Williams in einem Atemzug genannt zu werden: „Wenn dann der Tag kommt, und ich werde die Nummer eins, dann wird es einfach über- wältigend sein“, so die Kielerin.

Szenarien gibt es viele: Die Deutsche überholt die Amerikaner­in sogar mit einem Aus in Runde eins, wenn die Branchenfü­hrerin vor dem Halbfinale ausscheide­t, allerdings sprechen dann auch Garbine Muguruza (Spanien) und Agnieszka Radwanska (Polen) ein Wort um Platz eins mit. Erreicht die 28-Jährige selbst das Viertelfin­ale, muss Serena Williams mindestens ins Endspiel kommen, um ihre Position zu verteidige­n.

Eines steht fest: Gewinnt Angelique Kerber die US Open, thront sie über dem Rest der Tenniswelt und beantworte­t damit die Frage, die sie derzeit am liebsten gar nicht hören will.

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Auch in Rio konnte Angelique Kerber strahlen: Die Kielerin gewann Olympia-Silber.

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