Sachsens Autobranche bangt um Zukunft
Bald viel weniger Benzin-Motoren?
Im Autoland Sachsen geht die Angst um. Die Angst vor den Auswirkungen der VW-Krise. Die Angst vor der Energiewende. Ab morgen trifft sich die Branche zum großen Jahreskongress in Zwickau.
Die Automobilindustrie ist das Rückgrat der sächsischen Wirtschaft. Etwa 635 000 Fahrzeuge produzierten VW, Porsche und BMW hier im vergangenen Jahr. Rund 750 Zulieferfirmen arbeiten im Freistaat den Autowerken zu. Insgesamt 81 000 Sachsen verdienen in der Branche ihre Brötchen. Ob das so bleibt, ist ungewiss. „Die Stimmung in der Zulieferbranche ist gedrückt, da man im Moment nicht sagen kann, wo es hinläuft“, beschreibt Ronald Gerschewski vom Sonderfahrzeugbauer Indikar aus Wilkau-Haßlau die Situation. Vor allem die VW-Krise verschafft den Sachsen schlaflose Nächte. Um die drohenden Milliardenstrafen nach dem Abgas-Skandal zu schultern, stehe VW bei der Entwicklung auf der Bremse, so Gerschewski.
Laut einer Umfrage des Netzwerks Automobilzulieferer (AMZ) meldete im Frühjahr bereits jeder vierte sächsische Zulieferer Umsatzeinbußen. Die Verunsicherung wachse stark, weiß AMZ-Manager Dirk Vogel. Das Netzwerk rechnet mit einem Rückgang der Entwicklungsaufträge von 20 bis 30 Prozent.
Was den Freistaat aber viel unmittelbarer treffen wird, ist das Bekenntnis von VW zur Elektromobilität. Bis 2025 soll jeder vierte VW-Neuwagen ein Stromer sein. „Neue Antriebe bedeuten, dass wir keine klassischen Motoren mehr brauchen“, sagt Vogel. Dabei hängen in Sachsen 18 000 Jobs am Otto-Motor. Nun seien innovative Ideen gefragt, so Vogel.
Allerdings ist Sachsens Automobilbranche durch Mittelständler geprägt. Vogel: „Viele
sind nicht so finanzstark und stehen schnell mit dem Rücken an der Wand, wenn sich Entwicklungskosten nicht amortisieren lassen.“
Auch Jens Schmitt, Chef des Maschinenbauers Sasit, sieht für Sachsens Zulieferer schwarz: Der Automobilmarkt sei bislang kein Innovationsmarkt, sagt er. Viele Firmen seien reine Dienstleister, die nur die vom Hersteller vorgegebenen Ideen umsetzten. Ein hoher Anteil könnte die Folgen der Krise daher nicht überstehen.