Der „Tatort“-Täter wird noch geschnappt!
MÜNCHEN - Millionen Fernsehzuschauern kippte gestern um 21.45 Uhr die Kinnlade runter: Am Ende des „Tatort: Die Wahrheit“gab es keinen Täter! Trotz größter Anstrengungen konnten Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, 58) und Ivo Batic (Miroslav Nemec, 62) den Mörder nicht schnappen, mussten den Fall zu den Akten legen. Das ist ihnen in 25 Dienstjahren noch nicht passiert. Die „Tatort“Gemeinde diskutiert hitzig: Dürfen TV-Kommissare versagen? Nein!, sagt der Bayerische Rundfunk (BR) und kündigt an: Die Geschichte geht weiter.
Dass TV-Polizisten nach zermürbenden Enttäuschungen feststellen müssen: Wir schaffen’s nicht - das gab es in dieser Form noch nie. Im Fall von „Die Wahrheit“gehörte das zum Konzept, hatte der Krimi doch versucht, alltägliche Polizeiarbeit so realistisch wie möglich darzustellen.
Von Anfang an war im Sender klar, dass der Täter nicht gefasst werden sollte. Die zuständige BR-Redakteurin Stephanie Heckner: „So wollten wir die Schmerzhaftigkeit polizeilicher Ermittlungsarbeit auf die Spitze treiben.“Beruht der Film doch auf dem realen Fall des „Isar-Mörders“von 2013, der noch immer flüchtig ist.
Klar ist aber auch: Krimi-Gucker sind oft sauer, wenn ein Fall offen bleibt. Heckner: „Am Ende fanden wir auch, dass man die Geschichte zu Ende erzählen muss.“Das geschieht - wie zufällig - im kommenden Münchner „Tatort: Der Tod ist unser ganzes Leben“. Der wurde still und heimlich gedreht, um den Schock der „Wahrheit“nicht zu früh zu verraten, hat aber eine andere Haupthandlung. Erst am vergangenen Montag fiel die letzte Klappe.
Eine Fortsetzung soll es bewusst nicht sein. Heckner: „Der Film funktioniert völlig eigenständig. Wir bleiben nur am Thema Tätersuche dran.“Zum Inhalt: Ein Jahr nach den Ereignissen des gestrigen Films geschieht ein ähnlicher Mord, scheinbar ohne Motiv. Der Albtraum für Batic und Leitmayr setzt sich laut BR fort, bis ihre berufliche Existenz, ja ihr Leben auf dem Spiel steht. Klingt spannend. Die Ausstrahlung ist für 2017 vorgesehen. hn