Wie gefährlich wird die „Dschungel“-Räumung?
CALAIS - Am ersten Tag der Räumung des illegalen Flüchtlingslagers in Nordfrankreich haben über 2 000 Menschen das Camp verlassen. „1 918 Erwachsene haben Calais in 45 Bussen verlassen, um in 80 Erstaufnahmezentren zu gelangen“, sagte Innenminister Bernard Cazeneuve (53) gestern Abend in Paris. Hinzu kämen 400 unbegleitete Minderjährige.
Die Auflösung des illegalen Flüchtlingslagers lief entgegen den Befürchtungen ruhig. Cazeneuve zog bereits tagsüber eine positive Zwischenbilanz der Aktion: „Wir möchten, dass sie ruhig und beherrscht abläuft. Das ist im Augenblick der Fall.“
In der wilden Zelt- und Hüttensiedlung, die unter dem Namen „Dschungel“bekannt geworden war, hatten sich in den vergangenen Jahren Flüchtlinge gesammelt, die illegal über den Ärmelkanal Großbritannien erreichen wollten. Zuletzt hatten dort etwa 6500 Menschen gelebt. Die meisten kamen aus Ländern wie Afghanistan, Äthiopien, Eritrea und dem Sudan.
Noch in der Nacht hatten in dem Camp Mülltonnen gebrannt. Es war zu Zusammenstößen gekommen, als Migranten versucht hatten, auf eine nahegelegene Autobahn zu gelangen. Die Polizei hatte sie zurückgedrängt und dabei auch Tränengas eingesetzt.
Auch am Tag kam es vor dem Registrierzentrum in der Nähe des Camps vereinzelt zu Rangeleien zwischen den Wartenden. In langen Schlangen sammelten sich die Menschen dort mit ihrem Gepäck an einem Absperrgitter. Die Befürchtung, Aktivisten könnten die Auflösung des Lagers mit gewaltsamen Protesten begleiten, trat zunächst nicht ein. Die vollständige Räumung wird aber noch dauern.
Die Behörden betonten immer wieder ein „humanitäres“Vorgehen. Man setze darauf, dass sich die Menschen freiwillig melden, sagte der Sprecher des Innenministeriums. „Keiner wird gezwungen, sich in einen Bus zu setzen.“