Das steht im al-Bakr-Bericht
DRESDEN - Was ging schief bei der Festnahme des Terrorverdächtigen Dschaber al-Bakr († 22) in Chemnitz? Und warum konnte er sich später in der JVA Leipzig das Leben nehmen? Eine Expertenkommission hat den Behörden viele Fehler attestiert.
Drei Monate Arbeit, 200 Seiten Analyse: Nun hat die von der Staatsregierung beauftragte Kommission ihren Bericht vorgelegt. Die wichtigsten Ergebnisse:
Das Bundeskriminalamt (BKA) hätte die Festnahme nicht der sächsischen Polizei überlassen sollen. Das BKA habe die nötige Kompetenz. Zudem hätte der Generalbundesanwalt das Verfahren früher an sich ziehen müssen. Es sei kein „Routinefall“.
Heftige Fehler gab es bei der sächsischen Polizei. Den Einsatz übernahm das Landeskriminalamt (LKA). Kommissions-Chef Herbert Landau (68): „Das war falsch.“Die Polizei Chemnitz wäre besser gerüstet gewesen. Das LKA hatte weder Führungsstab noch Personal. Folge: Es gab durchgängig keinen funktionsfähigen Führungsstab! Stattdessen nur eine kleine Führungsgruppe, nicht mal durchgehend besetzt.
Die zwei Polizeiführer des LKA gingen fälschlicherweise davon aus, dass es sich „nur“um eine Festnahme und nicht um die Abwehr eines konkret bevorstehenden Terroranschlags handelte.
Auch die Kommunikation war ein Desaster. Kommissionsmitglied Jürgen Jakobs (61): „Eine MEK-Beamtin hat al-Bakr vor dem Haus eindeutig identifiziert. Das kam beim SEK aber nicht an.“Folge: al-Bakr floh.
Der Fahndungsaufruf auf Arabisch wurde wegen Unterbesetzung und Fehleinschätzungen erst 28 Stunden nach Anforderung veröffentlicht.
Staatsanwalt und Gericht hätten ihre Informationspflicht missachtet. Es habe vorab keine Info an die JVA gegeben, dass al-Bakr nach Leipzig kommt.
Die Arbeit der JVA-Psychologin sei nicht zu kritisieren, das
Konzept zur Suizidprävention vorbildlich. Die Suizidgefahr al-Bakrs sei aber vernachlässigt worden, weil die Sicherheit des Personals im Vordergrund stand.
Fehler seien auf
die Anspannung und Verunsicherung des Personals im Umgang mit islamistischen Gewalttätern zurückzuführen. Plus die Sprachbarrieren.