„Ab Sommer bin ich Privatier“Ärger nach Lahms Alleingang
Der spektakuläre Solo-Auftritt von Philipp Lahm zum Start in seine Abschiedstournee begeisterte die überraschten Bayern-Bosse ganz und gar nicht.
Am Tag nach dem angekündigten Ende von Lahms Bilderbuch-Karriere im kommenden Sommer räumten Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge ihre Verwunderung über den Alleingang des Mannschaftskapitäns ein. Gleichzeitig mühten sich Präsident und Vorstandschef nach dem Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals, trotz ihrer Kritik am öffentlichen Vorpreschen des 33-Jährigen die Misstöne nicht zu laut werden zu lassen.
„Bis gestern sind wir davon ausgegangen, dass es zu dieser Entscheidung eine gemeinsame Erklärung Philipp Lahms und des FC Bayern geben wird“, erklärte Rummenigge. Er war „überrascht über das Vorgehen Philipp Lahms und seines Beraters“. Vor der Champions-League-Kraftprobe gegen den FC Arsenal können die nach Bestform suchenden Münchner keine Unruhe brauchen.
Während Hoeneß gleich nach dem 1:0 gegen den VfL Wolfsburg keine Details aus den monatelangen Verhandlungen mit dem Kapitän preisgab, machte Lahm seine Kündigung als Fußballprofi öffentlich. „Irgendwann ist es einfach zu Ende, und das Ende will ich selber bestimmen“, begründete Lahm.
In diesem Sommer - statt wie vertraglich vereinbart am 30. Juni 2018 - ist für den kühl kalkulierenden Karriereplaner beim Rekordmeister Feierabend. Gleich an einen Schreibtisch in der FC-Bayern-Zentrale an der Säbener Straße will der Unternehmer nicht wechseln. „Es gab Gespräche. Am Ende habe ich mich aber dazu entschlossen, dass es nicht der richtige Zeitpunkt ist, beim FC Bayern einzusteigen“, formulierte es Lahm. Rummenigge hatte ihm den Posten des Sportdirektoren reserviert. Lahm will lieber „ein kleines Break“.
Hoeneß deutete an, dass es in den Verhandlungen nicht nur um den Zeitpunkt der Anstellung für den Weltmeister ging. Einen Dissens gab es wohl auch über die Machtfülle. Nach Ansicht des wieder von Hoeneß angeführten Aufsichtsrates wäre ein Vorstandsposten für Lahm zu früh gekommen. „Bei uns im Aufsichtsrat sitzen Dax-Vorstände. Für die kommt nicht infrage, dass jemand ohne Berufserfahrung im Vorstand anfängt“, sagte Hoeneß.
Lieber zieht sich Lahm in drei Monaten erstmal zurück von der Profibühne. „Für mich steht fest, dass ich ab Sommer Privatier bin. Ich kann mich noch mehr um andere Dinge kümmern, ich kann mich ein bisschen umschauen, umhören, mich mit anderen Leuten treffen“, sagte der am Tegernsee residierende Lahm.