Grüne fordern jedes Jahr 500 neue Bäume
Baumpflege nach Kassenlage: Baubürgermeister Michael Stötzer (44, Grüne) will eine Lanze für das Straßengrün brechen. Seit Jahrzehnten werden Bäume in der Stadt eher schlecht als recht gepflegt und gehegt.
„60- bis über 100-jährige Bäume werden in etwa 20 Jahren aus dem Stadtbild verschwunden sein“, so Baubürgermeister Michael Stötzer in seiner Straßenbaumkonzeption. Der Grund: „Nach 1945 bis 1990 erfolgten an Straßen nur wenige Pflanzungen.“Der Stadtrat soll das Konzept am 8. März absegnen.
Bislang wendet Chemnitz zu wenig für die Pflege der 23 000 Straßenbäume auf. Notwendig wären 30 Euro pro Baum und Jahr, tatsächlich sind es aber nur knapp 20 Euro.
Nachholbedarf gibt es auch bei den Neupflanzungen: Rund 300 gefällten Bäumen standen 2016 nur 211 neu gepflanzte gegenüber, wie beispielsweise in der Zietenstraße. Das waren so wenige wie lange nicht, ergab eine Anfrage von Stadtrat Bernhard Herrmann (50, Grüne). Er fordert 500 neue Bäume pro Jahr.
Zwei neue Alleen sind in Planung: 95 Bäume entlang der Reitbahnstraße und weitere 300 an der Reichenhainer Straße - als Ausgleich für die Platanenallee, die der neuen Straßenbahntrasse weichen muss.
Statt Baumpflege nach Kassenlage will der Baudezernent ein finanzielles Fundament für das Straßengrün: „Um Straßenbaumpflanzungen in nennenswertem Umfang vornehmen zu können, müssen dafür die Mittel im Haushalt eingeordnet werden“, so Stötzer in dem Papier.
Wie lange sich der älteste Baum der Stadt den Streit ums Geld noch anhören muss, ist offen. Die rund 400 Jahre alte Esskastanie steht auf Burg Rabenstein. „Bei dem Baum geht es nicht mehr um Schönheit, sondern den Erhalt des Individuums“, so Andreas Streich (44) vom Grünflächenamt. tor