Ist das Abschieben nach Afghanistan vertretbar?
Wie sicher ist Afghanistan? Bereits zum dritten Mal hat Deutschland afghanische Flüchtlinge abgeschoben - und wieder sind Menschen aus umkämpften Provinzen dabei. Ist das überhaupt zu verantworten?
18 Migranten waren an Bord des Sammel-Fliegers von München nach Kabul. Von den 18 abgelehnten Asylbewerbern waren nach Angaben des bayerischen Innenministeriums fünf aus Bayern, vier aus Baden-Württemberg, vier aus Hessen, zwei aus Hamburg, zwei aus Sachsen-Anhalt und einer aus Rheinland-Pfalz. Alle sind demnach alleinstehende junge Männer. Unter ihnen waren auch Straftäter.
Der deutsche Afghanistan-Experte Thomas Ruttig hat die Ankunft der Männer in der Afghanen-Hauptstadt beobachtet: „Ich habe mit mindestens sechs Flüchtlingen aus Provinzen gesprochen, die auch die Bundesregierung nicht als sicher betrachten würde.“Darunter seien Menschen aus Kundus, Paktia, Chost, Daikundi, Nangarhar und Wardak gewesen.
In Deutschland sind die Abschiebungen umstritten. Mehrere Bundesländer lehnen eine Beteiligung an Sammel-Abschiebungen ab.
Die Ankunft der Flüchtlinge verlief ruhig, aber viele Männer waren wütend. Naim Muradi (25) aus der nordafghanischen Provinz Baghlan sagte, er habe seit 2010 in Deutschland gelebt: „Ich habe in Stuttgart als Koch gearbeitet.“
Der Krieg mit den radikal-islamischen Taliban hat sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich verschärft. Innenminister Thomas de Maizière (63, CDU) argumentiert, dass manche Gegenden ausreichend sicher seien, um Flüchtlinge dorthin zurückzuschicken. Das Flüchtlingswerk UNHCR hatte dem Ministerium auf eine Anfrage hin geantwortet, die Sicherheitslage in Afghanistan verschlechtere sich und verändere sich regional zudem ständig.