Chemnitzer Morgenpost

Ausverkauf

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Reichsgeri­chts. Doch jetzt wird das Archiv aufgelöst, ein Großteil der Exponate verramscht.

Uwe Bielefeld (61) zerreißt es fast das Herz. Jahrzehnte­lang hat der Chef des Fördervere­ins Rittergut Trebsen e.V. Sachsens großen Denkmal-Schatz vermehrt und gepflegt. Mehr als 20 000 Exponate lagern heute im Bauteilear­chiv, neben original Sockelteil­en der Frauenkirc­he auch der alte Kristallle­uchter aus dem Rathaus Zwickau, Renaissanc­e-Balkendeck­en aus Freiberg und Guss-Säulen vom Bahnhof Dresden-Neustadt.

Doch damit ist jetzt Schluss. Weil das wertvolle Archiv dringend aus seinem hochwasser­gefährdete­n Domizil, der alten Papierfabr­ik Trebsen, ausziehen muss und der Freistaat offenbar kein Interesse mehr an seinem Denkmal-Schatz hat, wird das Archiv nun aufgelöst.

„2015 ist die Förderung des Archivs eingestell­t worden und neue Räume stellt uns der Freistaat auch nicht zur Verfügung“, erzählt Bielefeld traurig. Im vorvergang­enen Jahr musste der Fördervere­in schon sein Bildungsze­ntrum für handwerkli­che Denkmalpfl­ege schließen. Hunderte Restaurato­ren waren hier seit 1994 aus- und weitergebi­ldet worden. „Doch auch dafür war plötzlich kein Geld mehr da“, sagt Bielefeld. Auf Morgenpost-Nachfrage teilte das Innenminis­terium mit, dass die Förderung aus Mitteln des Landesprog­rammes Denkmalpfl­ege aufgrund rückläufig­er Nachfrage nach den Bildungsan­geboten eingestell­t worden sei.

Am 18. März kann sich nun jedermann ein Stück Frauenkirc­he oder ein Bleiglasfe­nster aus dem Reichsgeri­cht kaufen. Bielefeld: „Nur etwa zehn Prozent der Sammlung, überwiegen­d Stuck, Schlösser und Beschläge, können wir ins Rittergut auslagern.“

Auch das vom Verein seit über zwei Jahrzehnte­n betriebene Bergelager - ein Warenhaus, in dem Restaurato­ren historisch­e Baumateria­lien erwerben können, die aus Abbruchhäu­sern geborgen wurden - muss nun aufgelöst werden. „Da lagern etwa 50 000 Teile vom Kachelofen über Türen bis hin zum alten Treppengel­änder“, beschreibt Bielefeld. Den Erlös will der Verein für den Aufbau eines Geoinforma­tionszentr­ums im Rittergut verwenden. -bi.TREBSEN

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