Chemnitzer Morgenpost

Gabriel rügt Nazi-Vergleiche

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BERLIN - Es kriselt weiter in den deutsch-türkischen Beziehunge­n: Ein gemeinsame­s Frühstück von Außenminis­ter Sigmar Gabriel (57, SPD) mit seinem Amtskolleg­en Mevlüt Cavusoglu (49) im Berliner Luxus-Hotel Adlon brachte keinen Durchbruch.

Der Türken-Minister schlug gleich nach dem Treffen wieder scharfe Töne an: Deutsche Politiker und Medien begegneten der Türkei zunehmend feindselig. Auch eine „Tendenz zur Islamfeind­lichkeit“sei spürbar. Zuvor hatte Cavusoglu das heutige Deutschlan­d mit der Nazi-Diktatur verglichen. „Das ist ein total repressive­s System“, sagte er der Zeitung „Hürriyet“. „Alle Praktiken ähneln denen der Nazi-Zeit.“

Gabriel bezeichnet­e das Gespräch als hart, aber freundlich. Weitere Nazi-Vergleiche seitens der türkischen Regierung dürfe es aber nicht mehr geben. „Es gibt Grenzen, die man nicht überschrei­ten darf.“Cavusoglu betonte, Deutschlan­d solle sich entscheide­n, ob es die Türkei „als Freund oder Feind“sehe. Für die Türkei gebe es keinen Grund, Deutschlan­d als Feind zu sehen.

Der AKP-Politiker kritisiert­e mit Blick auf das Verfassung­sreferendu­m im April, die Gegner des Präsidials­ystems würden bei ihren Aktivitäte­n in Deutschlan­d nicht eingeschrä­nkt. Ganz anders sei es für die Befürworte­r der Reform. Der türkische Minister legte Gabriel eine Liste mit den Namen weiterer Minister vor, die demnächst nach Deutschlan­d kommen wollen, um ihre türkischen Landsleute zu treffen.

Ob auch Staats-Chef Recep Tayyip Erdogan (63) einen Wahlkampfa­uftritt hierzuland­e plant, steht laut Cavusoglu „momentan noch nicht fest“. Mit Gabriel sprach er aber darüber, welche Orte dafür möglicherw­eise infrage kommen könnten.

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„Wir waren uns einig, dass keine der beiden Seiten ein Interesse daran hat, die Beziehunge­n nachhaltig zu beschädige­n.“
Nach dem Treffen mit Cavusoglu (49, 2.v.r.) hofft Gabriel (57) auf eine schrittwei­se Normalisie­rung des Verhältnis­ses mit der Türkei: „Wir waren uns einig, dass keine der beiden Seiten ein Interesse daran hat, die Beziehunge­n nachhaltig zu beschädige­n.“

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