„Wahnsinn! Ein krasser Moment!“
Laura Dahlmeier ist nie um einen lockeren Spruch verlegen, doch nach ihrem ersten Gesamtweltcupsieg war alles anders.
„Ist es jetzt wirklich fix?“, fragte sie ungläubig und konnte die Antwort kaum fassen. Ja, sie hatte die große Kristallkugel gewonnen und ihre unglaubliche Saison gekrönt. „Wahnsinn! Ein krasser Moment!“, stammelte die 23-Jährige.
Es brauchte lange, bis die Garmisch-Partenkirchnerin verstand, was sie mit ihrem Sieg in der Verfolgung von Kontiolahti/ Finnland vollbracht hatte. Erst vor drei Wochen hatte Dahlmeier bei der WM fünfmal Gold und einmal Silber gewonnen, doch der Gesamtsieg bedeutet ihr noch mehr: „Das macht den komplexesten Sportler aus, über eine ganze Saison konstant ganz vorn zu sein. Dass ich das jetzt mit 23 Jahren geschafft habe, ist beeindruckend.“
Schon drei Rennen vor Schluss ist Dahlmeier nicht mehr von Gabriela Koukalova (Tschechien) zu verdrängen. In 21 Rennen stand sie 17 Mal auf dem Podest, sahnte auch finanziell ab. 28000 Euro gibt es für die Saison-Königin, weit über 200 000 Euro Preisgeld hat
Biathlon
Dahlmeier zudem durch ihre Resultate in den Einzelrennen verdient. Vor allem die zehn Siege (130 000 Euro) und sechs zweiten Plätze (60000) lassen die Kasse klingeln.
Doch Geld ist ihr nicht so wichtig. Das wurde spätestens klar, als Dahlmeier über die Bedeutung dieses Tages sprach: „Ein Kindheitstraum geht in Erfüllung. Danke Mama! Danke Papa! Und danke an meinen Bruder! Ich habe viel investiert, sehr, sehr viel trainiert und immer an das große Ziel gedacht - irgendwann den Gesamtweltcup zu gewinnen.“
Geradlinigkeit und Willensstärke zeichnen Dahlmeier aus und unterscheiden sie vom Rest der Szene: „Wir werden an der sportlichen Leistung gemessen, und nicht daran, wie viele Interviews wir geben.“Hochglanzfotos und die bunte Werbewelt sind nicht ihre Sache, Glück und Freiheit findet sie an Orten, an die sich andere gar nicht erst trauen.
Bei waghalsigen Klettertouren in Nepal, den Alpen oder den USA sucht Dahlmeier Ablenkung und schärft ihr Sinne. „Wenn ich beim Klettern einen Fehler mache, bezahle ich mit meinem Leben.“All das ließe einen Schießfehler oder eine schwache Laufleistung in einem anderen Licht erscheinen.
Das Saisonfinale ab Freitag am Holmenkollen wird sie locker angehen. Schon gestern hatte sie ein ganz anderes Gefühl, als sie mit Roman Rees (Schauinsland) in der Single-Mixed-Staffel auf Platz drei hinter Österreich und den USA lief: „Da ist richtig Druck abgefallen. Es hat unheimlich Spaß gemacht.“