Auch Wagner gesteht Doping Prokop will die Aufarbeitung der Praktiken im Westen
FRANKFURT/MAIN - Nach der Doping-Dissertation des Hamburger Wissenschaftlers Simon Krivec sieht Leichtathletik-Chef Clemens Prokop eine Chance zur Aufarbeitung der Praktiken in der Bundesrepublik.
Die Krivec-Arbeit zum Anabolika-Missbrauch lässt kaum mehr Zweifel zu: Auch im Westen wurde beim Kampf um Titel und Medaillen kräftig nachgeholfen. Unterdessen ist ein weiterer ehemaliger Leichtathlet an die Öffentlichkeit gegangen: Diskuswerfer Alwin Wagner (Kassel/mehrfacher deutscher Meister) bestätigte die Doping-Ausführungen seines Kollegen Klaus-Peter Hennig (Bremen/auch mehrfacher deutscher Meister und Olympiastarter).
„Früher galt ich als Nestbeschmutzer, heute wäre ich wohl ein Whistleblower“, sagte Wagner. „Ich hoffe, dass nun weitere ältere Sportler motiviert sind und sich bekennen und auch Ross und Reiter nennen.“Wagner hatte bereits in früheren Jahren die Einnahme verbotener Mittel gestanden und die damalige Doping-Problematik immer wieder angeprangert.
Doping-Experte Fritz Sörgel begrüßte die Studie: „Für die Diskussion in der Gesellschaft ist es auch wichtig, weil man jetzt wieder ein bisschen mehr sagen kann: Ja, so war’s wirklich!“31 ehemalige Leichtathleten haben in der Dissertation Anabolika-Doping in der Zeit von 1960 bis 1988 eingeräumt.
Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, sieht die Chance, Doping im damaligen Westdeutschland nun besser aufarbeiten zu können. „Juristisch ist das natürlich verjährt“, sagte Prokop. „Aber das Spannende ist: In welchen Strukturen, mit welchen Mechanismen geschah dies damals?“