Nazarov erklärt sein Elfmeter-Geheimnis
Nach dem 3:0 des FC Erzgebirge über den TSV 1860 liefen sich Aues Dimitrij Nazarov und Münchens Sebastian Bönisch in der Medienzone über den Weg. Beide gaben sich die Hand und diskutierten über die spielentscheidende Szene der Partie in der 41. Minute.
Bönisch zuckte mit den Armen, deutete an, was sollte ich machen? Er hatte Nazarov zu Fall gebracht, sah Rot, der FCE-Stürmer verwandelte den Elfer. „Er hat mir gesagt, er hat mich nicht gesehen,
ich kam wohl aus seinem Schatten.
Dann hatte er die Wahl, mich laufen lassen oder foulen. Er hat die zweite Variante bevorzugt, auch gut“, lachte der 27-Jährige. Das war das 1:0 - und die „Veilchen“waren auf dem Weg. Später, zum Ende der zweiten Hälfte, gab es den zweiten Elfer, wieder nach einem Foul an Nazarov. „Wir gehen beide in der Luft zum Ball, ich bin eher, der Münchner trifft mich am Bein, klarer Fall“, lässt er keine Zweifel an der Richtigkeit des Pfiffs aufkommen.
Wieder scherte er sich nicht um den Spruch, der Gefoulte soll nicht selbst schießen. „Ich weiß nicht, wer den erfunden hat“, grinste Nazarov. „Das ist Quatsch, mir ist das egal.“Vier der sechs Elfer in der Rückrunde hat er rausgeholt, alle hat er verwandelt. Gibt es ein Rezept? „Nein“, so Nazarov. „Jetzt habe ich zweimal links geschossen, beim nächsten Mal ist es vielleicht rechts. Ich überlege mir das erst kurz vorm Schuss, gucke aber auch auf den Torhüter.“
Wer Dimitrij Nazarov noch in der Vorrunde gesehen hat, der glaubt nicht, dass im Trikot mit der Nummer 30 der gleiche Kicker steckt. Seit der Rückrunde läuft es bei ihm wie geschnitten Brot, seit vier Wochen noch viel mehr. Präsident Helge Leonhardt hat eine Erklärung dafür: „Es war sein Tor für Aserbaidschan gegen Deutschland. Ich durfte das live erleben, er wurde wie ein Volksheld gefeiert, kam mit viel Energie zurück. Seither ist er obenauf und strotzt nur so vor Selbstvertrauen, das überträgt er auf die ganze Mannschaft.“Dann zählt er auf: „Im ersten Spiel nach dem Länderspiel holte er in Bochum den Elfer raus und traf. Gegen St. Pauli und bei Union legte er die beiden Tore zu den 1:0-Siegen auf, jetzt die zwei Elfer. Das ist phänomenal.“Und das bleibt hoffentlich noch lange so. Th. Nahrendorf