Dieses Hörgerät geht unter die Haut
Von Hermann Tydecks Jahrelang litt Jürgen Schmidt (76) unter seiner Schwerhörigkeit, verstand kaum ein Wort. Als erstem Patienten in Sachsen hat ihm die Dresdner Uniklinik jetzt ein Hörgerät komplett unter die Haut implantiert. Nun hört der Rentner die Vögel wieder zwitschern.
Seine Enkel verstand der Senior am Esstisch längst nicht mehr. „Man musste ihm immer laut direkt ins Ohr sprechen“, sagt Schmidts Frau Rosemarie (75). Und das trotz Hörgeräts im Ohr. Wie so viele Schwerhörige, hatte der Senior Probleme, das sensible Gerät zu bedienen. Wegen einer alten Krankheit fehlt ihm dazu die Fingerfertigkeit.
Vorbei die Quälerei! Im März implantierten HNO-Chirurgen in einer vierstündigen Operation ein Hörgerät komplett unter die Schädelhaut. „Der Schall wird vom Mikrofon aufgenommen, über einen Sprachprozessor verarbeitet“, erklärt HNO-Klinikdirektor Professor Thomas Zahnert (53). Diese akustischen Signale werden in mechanische Vibrationen übersetzt und weitergeleitet, so das Hörvermögen wieder hergestellt. „Jetzt versteht Herr Schmidt 70 bis 75 Prozent der ihm dargebotenen Worte“, so der Klinikleiter. Über eine Fernbedienung lässt sich das Gerät ausschalten oder leiser stellen. Täglich wird es kabellos induktiv aufgeladen.
Die Krankenkassen übernehmen die Kosten (rund 15 000 Euro) nur, wenn der Schwerhörige kein äußeres Hörgerät nutzen kann, so wie Jürgen Schmidt. Der versteht jetzt nicht nur seine Familie wieder. „Es war eine richtige Erlösung, als ich die Vögel zwitschern hörte“, freut sich der Senior. Seine Rosemarie: „Für uns ist das wie ein neues Leben.“