Sächsische Forscher wollen Küken-Schredderei enden be
Rund 45 Millionen männliche Küken werden in Deutschland jedes Jahr vergast oder geschreddert. Sächsische Forscher wollen diesen industrialisierten Massentiermord beenden - mit einem neuen Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Ei.
Behutsam nimmt Grit Preusse ein Ei in die Hand und hebt mit der Pinzette ein Stück Schale heraus. Das geht problemlos, weil zuvor ein Laser die Schale angeritzt hat. „Der Embryo darf dabei nicht verletzt werden“, erklärt die Forscherin der TU Dresden.
Noch wird in dem Dresdner Labor Schritt für Schritt mit Hand getestet, was später Maschinen übernehmen: Die Geschlechtsbestimmung von Küken im Ei. Die Frage, was später darin piept - Henne oder Hahn - ist für die Forscher entscheidend. Sie haben gemeinsam mit Kollegen der Leipziger Universität ein Verfahren entwickelt, das schon lange vor dem Schlüpfen das Geschlecht erkennen soll. Und damit eine umstrittene Praxis ersetzen kann: Das massenweise Töten männlicher Küken, weil sie später keine Eier legen und kaum Fleisch ansetzen. Das Ziel der Agrarindustrie: Nur die Weibchen sollen schlüpfen.
Mit einem weiteren Laser wird das Ei durchleuchtet. Spektroskopie heißt das Verfahren. „Licht wird reflektiert oder zu- rückgestreut und enthält dann Informationen“, erklärt Preusse. So werden molekulare Strukturen im Blut sichtbar gemacht, das bei Vögeln DNA-Informationen enthält.
Binnen Sekunden wirft die Technik einen Kurvenverlauf aus, der das Geschlecht verrät. Nur die weiblichen Eier werden danach mit einem Pflaster verschlossen und kommen zurück in den Brutschrank. Die männlichen Eier können dagegen zu Tierfutter verarbeitet werden.