„Wir sind beschissen worden im wahrsten Sinne des Wortes“
MADRID/MÜNCHEN - Beim Verlassen des Estadio Santiago Bernabeu stapften die Bayern-Spieler mit finsteren Mienen dem Ausgang entgegen - sie sahen in dem ungarischen Schiedsrichter Viktor Kassai den Schuldigen für die 2:4-Niederlage und dem Viertelfinal-Aus bei Real Madrid.
Die Bayern wehrten sich aber gegen spanische Medienberichte, wonach sie Kassai bis in dessen Kabine verfolgt und beschimpft haben sollen. Auch die Polizei habe nicht wie dargestellt eingreifen müssen. Die UEFA sah keinen Handlungsbedarf: „Nach den gestrigen Champions-League-Spielen wurden keine Disziplinarverfahren eröffnet.“
Die Zeitung „Marca“berichtete, einige Münchner Profis hätten dem ungarischen Referee im Spielertunnel aufgelauert und ihn „auf jede mögliche Art beleidigt“. Der FC Bayern kündigte an, rechtliche Schritte gegen das Blatt zu prüfen.
Coach Carlo Ancelotti und sein Team hatten sich über etliche ihrer Ansicht nach eklatante Fehlentscheidungen geärgert, unter anderem den Platzverweis für Arturo Vidal in der 84. Minute und zwei umstrittene Treffer aus Abseitsposition von Cristiano Ronaldo. Real hatte das Spiel in der Verlängerung mit 4:2 gewonnen und war damit ins Halbfinale eingezogen. Nach 90 Minuten hatte Bayern durch ein 2:1 das Ergebnis aus dem Hinspiel egalisiert.
Danach schossen sich
die Protagonisten beim deutschen Rekordmeister verbal auf Kassai ein. „Ich habe zum ersten Mal so etwas wie wahnsinnige Wut in mir, Wut, weil wir beschissen worden sind. Wir sind beschissen worden, im wahrsten Sinne des Wortes!“, kritisierte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge.
Vidal warf Kassai vor, den tapfer kämpfenden Münchnern den Sieg gestohlen zu haben. „Dieser Raub darf in der Champions League nicht durchgehen“, klagte er. „Wenn zwei Top-Mannschaften gegeneinander spielen, darf der Schiedsrichter nicht der Clown sein, der das Spiel zur Show macht und Real den Vorzug gibt.“
Selbst der sonst so besonnene Ancelotti meinte nach den Fehlentscheidungen: „Das kann im Fußball passieren, aber nicht so eine Serie von Fehlern. Im Viertelfinale braucht man einen Schiedsrichter, der eine höhere Qualität hat.“Arjen Robben meinte: „So kämpfst du gegen etwas, auf das du keinen Einfluss hast.“