Putin packt seinen Waffenschrank aus
MOSKAU - Raketen, Bomber, Tausende Soldaten: Mit einer pompösen Parade gedenkt Russland des Sieges über Nazi-Deutschland 1945. Präsident Putin nutzt den damaligen Triumph für eine Demonstration russischer Stärke.
Mit schweren Waffen auf dem Roten Platz und Kampfflugzeugen über Moskau hat Russland am wichtigsten Feiertag des Jahres an den Sieg über Nazi-Deutschland 1945 erinnert. Etwa 10 000 Soldaten aller Waffengattungen marschierten vor Präsident Wladimir Putin (64) sowie Veteranen und Ehrengästen auf. Angesichts des russischen Engagements in Syrien und der Ukraine galt das Militärspektakel zum 72. Jahrestag des Kriegsendes auch als Machtdemonstration.
Putin erwähnte die aktuellen Konflikte in einer Ansprache nur indirekt: Die heutige Soldatengeneration habe bewiesen, dass sie ein würdiger Nachfolger der Kriegshelden sei. Der Kremlchef rief die internationale Gemeinschaft zum gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus auf. Russland sei bereit, mit anderen Staaten die Kräfte zu bündeln und ein modernes internationales Sicherheitssystem zu schaffen.
In Moskau nahm Putin als Oberbefehlshaber bei frühlingshaftem Wetter die Waffenschau mit 71 Jets und rund 200 Einheiten Kriegsgerät ab. Darunter waren moderne Panzer vom Typ T-14 Armata und atomar bestückbaren Interkontinentalraketen vom Typ RS-24 Jars. Strategische Bomber wie die Tu-
polew Tu-160, das als größtes Kampfflugzeug der Welt gilt, donnerten in etwa 400 Meter Höhe über die Zwiebeltürme der Basilius-Kathedrale hinweg. Die Parade am Kreml, dem russischen Machtzentrum, gilt auch als Verkaufsschau der Rüstungsindustrie.
Russland feiert das Kriegsende am 9. Mai und damit einen Tag später als der Westen, da der Waffenstillstand 1945 erst nach Mitternacht Moskauer Zeit in Kraft getreten war.