„Weltmeister“-Fabrik wird versteigert
KLINGENTHAL - Hier kommt ein Stück sächsische Manufakturgeschichte unter den Hammer: Am 23. Mai wird in Dresden die frühere Akkordeon-„Weltmeister“-Fabrik versteigert. Der Koloss in Klingenthal steht aber keineswegs leer.
„Das Mindestgebot liegt bei 75000 Euro“, heißt es bei der Sächsischen Grundstücksauktionen AG. Wer mitsteigert, hat die Chance auf ein Industriegebäude, dessen Anfänge um 1910 liegen. Weitere An- und Ausbauten stammen aus dem Jahr 1958.
Es geht um 9 000 Quadratmeter Nutzfläche, wovon 7 233 vermietet sind. Das gesamte Grundstück hat 5600 Quadratmeter. Sogar über einen Namen verfügt der Komplex: „Harmona“. Die vermieteten Flächen werden vom gleichnamigen Mutterbetrieb genutzt, dessen Marke „Weltmeister“wiederum weltweit für Akkordeons aus Sachsen steht. Die heutige „Harmona Akkordeon GmbH“war bis 1991 der VEB Klingenthaler Harmonikawerke mit zeitweise 3 500 Mitarbeitern.
Für „Harmona“läuft seit 2015 ein Insolvenzverfahren - nicht das erste. Seit damals wurden aus 90 Mitarbeitern 43, wie Interimsmanager Rainer J. Burken erklärt. Ebenfalls zuständig ist der Dresdner Rechtsanwalt Helgi Heumann. Beide setzen laut Burken ihre Hoffnung ganz in das laufende Jahr: 2017 soll es endlich mit Investoren klappen. „Unsere Fertigungskapazität ist zurzeit auf jährlich 2 500 Instrumente ausgelegt“, werben die Chefs.
Auch die Fabrik selbst braucht dringend Investitionen. „Dieses Gebäude frisst Geld, da ist Jahrzehnte nichts gemacht worden“, so Burken. Konkret müssten Fenster und Sanitärbereiche erneuert werden, ins Haus dringt Feuchtigkeit, die Fassade bröckelt. In vielen Räumen fehlt eine Heizung ... Gestern waren die ersten Interessenten da.