Vettel und die Suche nach dem letzten Quäntchen
BARCELONA - An der Spitze der Formel 1 ist selbst für kleine Schwächen kein Raum, das weiß kaum jemand besser als Sebastian Vettel.
Deshalb verschaffte sich der viermalige Weltmeister und WM-Spitzenreiter vor dem Großen Preis von Spanien mit einem legalen Kniff eine zusätzliche Trainingseinheit: Vettels Ferrari-Team zweckentfremdete einen von nur zwei erlaubten Filmtagen des Jahres, um auf der Hausstrecke in Mugello nicht nur Hochglanzaufnahmen für die Sponsoren zu produzieren, sondern Starts und Boxenstopps zu üben.
Ein Szenario wie Ende April in Sotschi, als Vettel von Startplatz eins auf dem langen Weg zur
Formel 1
gezielt ersten Kurve von Mercedes-Pilot Valtteri Bottas vorentscheidend überholt wurde, soll sich beim fünften WM-Lauf (Sonntag, 14 Uhr/RTL uns Sky) nicht wiederholen. Dabei ist sich Vettel der Wahrscheinlichkeit eines neuerlichen Beschleunigungsrennens vollkommen bewusst und deswegen auch durchaus besorgt. „Leider
haben wir auch in Barcelona einen langen Weg bis zur ersten Kurve“, sagte der Spanien-Sieger von 2011. Der Weg zum ersten Bremspunkt auf dem Circuit de Catalunya ist mit mehr als 700 Metern kaum kürzer als in der Olympiastadt von 2014 und wer in Barcelona als Führender in die erste Kurve ging, war meist auch der Sieger.
Ungeachtet dessen muss Vettel zumindest als leichter Favorit für Qualifying und Rennen gelten, immerhin dominierte der 29-Jährige im Frühjahr die Testfahrten auf der Strecke nach Belieben. „Wie ein Brett“liege der Ferrari, sagte Mercedes-Teamaufsichtsrat Niki Lauda seinerzeit ebenso anerkennend wie ehrfurchtsvoll. Die Eindrücke des Ex-Weltmeisters aus Österreich haben sich längst als zutreffend erwiesen: Mit zwei Siegen und zwei zweiten Plätzen auf unterschiedlichen Streckenlayouts weist Vettel nach einem Fünftel der Saison die Bilanz eines kommenden Champions auf.