Chemnitzer Morgenpost

Verschläft Sachsen die Energiewen­de?

- Von Torsten Hilscher

BERLIN/LEIPZIG - Die Energiewen­de nimmt Fahrt auf: Jetzt verzichtet als erstes Bundesland überhaupt Berlin auf die Nutzung von Braunkohle. Das wird vor allem Sachsen schocken. Denn dort ist man noch lange nicht auf Ausstieg geeicht, wie ein Beispiel zeigt.

Eine sächsische Landschaft südlich von Leipzig: Hier, nahe Böhlen, fressen sich Jahr um Jahr Bagger in die Erde. Es riecht nach Staub. Das Auge sieht Mondland.

Doch während in Ostsachsen die Braunkohle­förderung langsam ausläuft, erste Kraftwerke gedrosselt laufen und einige Tagebaue nicht wie geplant weiter erschlosse­n werden, kommt die Region nicht zur Ruhe: „Die Ortslagen Obertitz und Pödelwitz sollen abgebagger­t werden - zusätzlich zum bereits genehmigte­n Tagebau“, klagt Felix Ekardt (45), Landesvors­itzender des BUND. „Damit würde Kohle für einen rund dreieinhal­bjährigen Betrieb des Kraftwerks Lippendorf gewonnen werden, trotz Klimavorga­ben für Deutschlan­d.“Es liefe bis 2040, würde jährlich weiter 500 Kilogramm Quecksilbe­r und zehn Millionen Tonnen CO2 emittieren.

Die zuständige Kohlegesel­lschaft MIBRAG hält dagegen: „Das Kraftwerk produziert unter anderem Fernwärme für etwa 60 Prozent der Leipziger Haushalte.“

Dass es anders geht, zeigt Berlin. Das Land will den Ausstieg aus der Braunkohle­nutzung noch in diesem Jahr

beschließe­n! Der Plan wird am Donnerstag von der dort regierende­n rot-rot-grünen Koaltion ins Plenum des Abgeordnet­enhauses eingebrach­t. Als Vorbild für Brandenbur­g und Sachsen, sagte Grünenfrak­tions-Chefin Silke Gebel (33): „Wir senden damit auch ein Signal in die Lausitz, dass dort der Strukturwa­ndel, den wir wollen und der für die Menschen entscheide­nd ist, eher früher als später kommen muss.“

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Der Tagebau Vereinigte­s Schleenhai­n bei Leipzig.
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Um die Lausitz nicht zu „überforder­n“: Sachsens Regierungs-Chefs Stanislaw Tillich (58, CDU, r.) und seine Vize Martin Dulig (43, SPD) halten nichts von schnellem Kohleausst­ieg. Der sächsische BUND-Chef Felix Ekardt (45).

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