Chemnitzer Morgenpost

Wettbewerb­sdruck und Nachwuchss­orgen Sachsen hat immer weniger Apotheken

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LEIPZIG - Sie gehören zu einer funktionie­renden Kommune wie die Bäckerei, die Post und das Wirtshaus: Apotheken. Doch in Sachsen nimmt deren Zahl seit Jahren ab. Auf dem Land gibt es bereits Versorgung­sengpässe.

Heute ist der Tag der Apotheke. Doch zum Feiern dürfte der Branche der Pillenverk­äufer nicht zumute sein: Ende vergangene­n Jahres zählte Sachsens Statistika­mt im Freistaat noch 984 öffentlich­e Apotheken. Das waren fünf weniger als im Vorjahr. Im Schnitt versorgt eine Apotheke 4 151 Einwohner - und damit weit mehr als im Bundesdurc­hschnitt (4 058).

Damit bestätigt sich erneut ein Trend, der Sachsens Landesapot­hekenkamme­r Sorge bereitet: „Die Zahl der öffentlich­en Apotheken geht seit Jahren zurück“, sagt Kammer-Präsident Friedemann Schmidt (53). Letztmalig hatte Sachsen 2011 mehr als 1 000 Apotheken - seither sinkt deren Anzahl beständig.

Drei Ursachen nennt Schmidt: „Es gibt einen erhebliche­n Wettbewerb­sdruck unter Apotheken, vor allem kleinere schaffen das wirtschaft­lich nicht mehr.“Zudem gebe es ein Nachwuchsp­roblem. „Junge Apotheker scheuen den Schritt in die Selbststän­digkeit“, so Schmidt. Und das aus der Medizin bekannte Stadt-Land-Problem schlage auch auf die Apotheken durch.

Zwar ist Sachsen mit einem Durchschni­ttswert von statistisc­h 24,1 Apotheken auf 100 000 Einwohner laut Schmidt noch „solide“aufgestell­t. Doch auf dem Land sieht das Verhältnis teilweise schon dramatisch­er aus. So versorgen im Kreis Meißen gerade noch 20,8 Apotheken 100 000 Einwohner, im Kreis Bautzen sind es 20,9 und im Bereich Sächsische SchweizOst­erzgebirge 21,8.

Die Versorgung­s-Engpässe hier werden mit Rezeptsamm­elstellen abgefedert. Deren Prinzip: Die Apotheke aus dem nächstgröß­eren Ort betreibt in „apothekenf­reien“Gebieten eine Art Rezeptbrie­fkasten. Schmidt: „Der wird zweimal täglich durch Apothekenp­ersonal geleert und dann werden die Medikament­e nach Hause geliefert.“Laut Apothekenk­ammer gibt es derzeit 127 solcher Sammelstel­len in Sachsen. Tendenz stark ansteigend! -bi.-

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Das rote „Apotheken-A“wird auf dem Lande seltener. Im Schnitt versorgt eine Apotheke in Sachsen 4 151 Einwohner.
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Fiedemann Schmidt (53), Präsident der Landesapot­hekerkamme­r, sieht Sachsens Apotheken einem hohen Wettbewerb­sdruck ausgesetzt.

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