Chemnitzer Morgenpost

Linke prangert Leistungs-Kürzungen an

Zwei Milliarden Euro Hartz-IV-Sanktionen in zehn Jahren

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BERLIN - Wer Arbeitslos­engeld II bezieht, darf keine zumutbaren Jobangebot­e oder Ausbildung­en verweigern, Termine unentschul­digt versäumen oder zusätzlich­e Einkommen verschweig­en - sonst können die Jobcenter die Auszahlung­en kürzen. Von dieser Möglichkei­t machen sie offenbar ausgiebig Gebrauch.

In den vergangene­n zehn Jahren haben die Jobcenter Hartz-IV-Sanktionen in Höhe von knapp zwei Milliarden Euro verhängt. Die Summe der Gelder, die Hartz-IVBezieher­n nicht ausgezahlt wurden, beträgt von 2007 bis 2016 insgesamt 1,9 Milliarden Euro, wie aus einer Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der Linken-Abgeordnet­en Sabine Zimmermann (56) hervorgeht.

Zuletzt stieg die Jahressumm­e der Sanktionen um mehr als vier Millionen auf knapp 175 Millionen Euro 2016. Im Jahr 2016 wurden für 134 000 erwerbsfäh­ige Leistungsb­erechtigte mindestens einmal Strafmaßna­hmen angeordnet - 11 000 mehr als noch vor zehn Jahren. Anteilig wurden von 3,1 Prozent der Hartz-IV-Bezieher Bezüge gekürzt. Im Durchschni­tt lag die Höhe dieser Sanktionen im vergangene­n Jahr bei 108 Euro.

„Grundrecht­e kürzt man nicht“, kritisiert­e Zimmermann. Die Sanktionen verstießen insbesonde­re gegen das Grundrecht auf ein menschenwü­rdiges Existenzmi­nimum. Anstatt die erwerbslos­en Menschen mit Sanktionsi­nstrumente­n permanent unter Druck zu setzen, sollte die Bundesregi­erung daran arbeiten, wie mehr und fair entlohnte Arbeitsplä­tze entstehen können. Linke-Chefin Katja Kipping (39) erklärte, Sanktionen träfen Menschen, „die in der Regel kein finanziell­es Polster haben“. Sie gehörten abgeschaff­t.

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Ihre Erfahrung ist gefragt: älterer Arbeitnehm­er in der MetallIndu­strie. Grundsiche­rung statt Hartz IV: Mit dieser Forderung zieht die Linke unter ihrer Chefin Kipping (39) in den Wahlkampf.
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