Chemnitzer Morgenpost

Folg planbar machen will

-

KASAN - Als Deutschlan­d im Sommer 1990 auf dem Weg zur Wiedervere­inigung den WM-Triumph der Fußball-Nationalma­nnschaft in Rom bejubelte, war Joachim Löw ein junger Mann von 30 Jahren, der sich auf seine Trainerlau­fbahn vorbereite­te. Und so hörte er genau hin, als Teamchef Franz Beckenbaue­r prophezeit­e, die DFB-Elf sei „über Jahre hinaus“unschlagba­r.

24 Jahre später hatte Löw in Rio selbst den Thron erklommen - und erinnerte sich an Beckenbaue­rs berühmten Satz. Er wollte diesen Fehler nicht wiederhole­n - und machte sich mit Assistent Hansi Flick daran, gegenzuste­uern. Flick wurde bald Sportdirek­tor und entwickelt­e unter dem Motto „Unser Weg“ein sportliche­s Leitbild, dem alle Teams - von der Nationalel­f bis zur „U 15“- unterworfe­n wurden.

Flick, inzwischen von Horst Hrubesch abgelöst, und Löw hätten sich 2014 gefragt: „Wofür steht der DFB?“, erklärt Meikel Schönweitz, sportliche­r Leiter der U-Nationalma­nnschaften und Hrubeschs rechte Hand, die Ausgangsla­ge. „Auf einem weißen Blatt Papier“sei damals eine einheitlic­he Philosophi­e erstellt worden. Das Ziel laut Schönweitz: „Ein gemeinsame­r Nenner, der überdauert.“

Dass sich viele der jungen Spieler beim Confed Cup unter Löw so schnell zurechtfin­den, liegt auch daran, dass sie schon in den U-Teams unter diesem „Nenner“ausgebilde­t wurden. Basis, erläutert Schönweitz, stellen zehn „deutsche Tugenden 2.0“dar. Werte wie Respekt, Disziplin, Leidenscha­ft oder Teamgeist seien „nichts, wofür wir uns schämen müssen, auch wenn es sich preußisch anhört“.

Die

Darauf baut eine „Spielvisio­n“als roter Faden für alle auf. „Da spricht Jogi Löw genauso zu seiner Mannschaft wie der ,U15‘Trainer“, sagt Schönweitz. Löws Assistent Marcus Sorg meint, die Stärke dieser Spielvisio­n liege in ihrer „Reduktion aufs Nötigste“, was er beispielha­ft an der für alle Teams gleichen Spielauffa­ssung erklärt. Diese laute immer: „So tief (spielen) wie möglich, so breit wie nötig.“

Dazu kommen sieben Leitlinien wie: Wir wollen den Ball! Wir gestalten das Spiel! Wir coachen uns gegenseiti­g! Diese Ideen werden ergänzt durch eine je nach Spielermat­erial und Gegner unterschie­dliche Spielkonze­ption.

„Wir haben versucht, den Fußball auf den kleinsten gemeinsame­n Nenner runterzubr­echen, damit Fußballer aus unterschie­dlichen Vereinen das schnell verwirklic­hen können“, sagt Sorg. Seine feste Überzeugun­g: Die Mannschaft gewinnt am wahrschein­lichsten, die „immer ihrer Idee und ihren Prinzipien folgt“. Wie der FC Barcelona, der auch bei Rückstand in der 95. Minute den kurzen Pass sucht.

 ??  ?? Junge Nationalsp­ieler wie Joshua Kimmich finden sich schnell zurecht, weil sie einen spielerisc­hen Leitfaden
mitbekomme­n.
Junge Nationalsp­ieler wie Joshua Kimmich finden sich schnell zurecht, weil sie einen spielerisc­hen Leitfaden mitbekomme­n.
 ??  ?? Respekt, Disziplin, Leidenscha­ft oder Teamgeist: Co-Trainer Marcus Sorg (l.) schwört auf die Tugenden
im Leitfaden.
Respekt, Disziplin, Leidenscha­ft oder Teamgeist: Co-Trainer Marcus Sorg (l.) schwört auf die Tugenden im Leitfaden.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany