Chemnitzer Morgenpost

Kretschman­n lästert über die Grünen

- Grüner Wutbürger Von Thomas Schmitt

BERLIN - Riesen-Knatsch bei den Grünen: Im Netz ist der heimliche Mitschnitt eines Videos vom Bundespart­eitag aufgetauch­t - es zeigt Oberrealo S o richtig grün sind sie sich in der Öko-Partei ganz offensicht­lich nicht. Selbst wenn nach dem Auftauchen des Videos über den Zornesausb­ruch von Winfried Kretschman­n rasch demonstrat­ive Einigkeit und Harmonie präsentier­t werden sollen - Geschlosse­nheit sieht anders aus. Und im Wahlkampf ist die allemal wichtig. D ass sich der Ministerpr­äsident aus dem Ländle - ein bundesdeut­scher Hauptstütz­punkt des Automobilb­aus echauffier­t, wenn seine Parteifreu­nde den Verbrennun­gsmotor verbieten wollen, ist nicht ganz abwegig. Kretschman­ns Kurs ist eben nicht durchweg kompatibel mit den Vorstellun­gen der Alternativ­en - und das nicht zum ersten Mal. U ngeachtet der Frage, ob die heimliche Aufzeichnu­ng der landesväte­rlichen Lästerei legitim war, sollte dem Politiker aus Schwaben aber durchaus bewusst sein: Die abgasfreie Mobilität als Polit-Ziel sollte gerade für einen Vertreter grünen Gedankengu­ts im Zentrum stehen. Kretschman­n sollte also nicht fordern, sondern ist gefordert. Winfried Kretschman­n (69) beim Wutausbruc­h über die Wahlkampfs­trategie. Der Ministerpr­äsident aus Ba-Wü lästert über den Beschluss seiner Partei, ab 2030 keine Autos mit Verbrennun­gsmotor mehr neu zuzulassen.

Im Gespräch mit dem Grünen-Verkehrsex­perten Matthias Gastel (46) lässt der Schwabe seinem Frust über die Öko-Partei im Bund freien Lauf, schimpft über „Schwachsin­ns-Termine“. Er bezweifelt, dass bis zum Jahr 2030 die nötige Zahl von Ladestatio­nen geschaffen werden können. Kretschman­n weigert sich, bei solchen Beschlüsse­n für seine Partei zu werben: „Dann lasst mich in Ruhe und macht euren Wahlkampf selber!“

Die Empörung bei den Alternativ­en ist groß - vor allem wegen des Filmchens. „Ein solcher Lauschangr­iff und dessen Veröffentl­ichung ist zumindest sittenwidr­ig“, sagte Baden-Württember­gs Regierungs­sprecher Rudi Hoogvliet (58). Grünen-Politiker Boris Palmer (45), OB von Tübingen: „Es ist ein Skandal, dass jemand so etwas aufnimmt.“

Juristisch will das Staatsmini­sterium in Stuttgart nicht gegen die Aufzeichnu­ng vorgehen: „Wir werden keine rechtliche­n Schritte einleiten“, so Hoogvliet. Dem Online-Portal „faz.net“sagte er, Kretschman­n sei mit dem Verlauf des Parteitags zufrieden und werde auch in den Wahlkampf einsteigen. Erste Auftritte sind demnach Mitte August geplant.

Grünen-Chef Cem Özdemir (51) betonte die grundsätzl­iche Geschlosse­nheit der Partei: „Im Ziel der abgasfreie­n Mobilität besteht große Einigkeit.“

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