Wie gefährlich bleibt der IS?
Heute vor drei Jahren rief die Terrormiliz IS in Syrien und im Irak ein „Islamisches Kalifat“aus - es war der Höhepunkt seiner Macht. Doch jetzt steht der Islamische Staat (IS) vor entscheidenden Niederlagen in Mossul und Rakka. Was bleibt vom Kalifat? Und wie groß ist die weltweite Gefahr, die von den Dschihadisten weiterhin ausgeht?
Als wollten sie ihre Niederlage eingestehen, sprengten die Islamisten vor Kurzem die Große Moschee Mossuls - also ausgerechnet den Ort, an dem IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi (45) als neuer „Kalif Ibrahim“am 29. Juni 2014 bei einer Freitagspredigt sein größter Propaganda-Coup gelang. Ob der Anführer noch lebt, ist unklar. Moskau prüft Berichte, ob Al-Bagdadi bei einem russischen Luftangriff nahe Rakka getötet wurde.
Doch selbst wenn er lebt sein Oberkommando kann er wohl kaum ausüben. Generalmajor Rupert Jones (48), Vize-Kommandeur der Anti-IS-Koalition: „Er ist nicht in der Lage, seine Kämpfer so zu führen, wie er das möchte.“
Für einen Abgesang auf den IS ist es aber noch zu früh. 2010 schien die Terrortruppe schon einmal besiegt, um später stärker als zuvor wieder aufzuerstehen. Das geistige Erbe lebt zudem fort und dehnt sich aus. Die Dschihad-Ideologie inspiriert weltweit weiterhin IS-Anhänger, wie Anschläge zuletzt in England zeigen.
Längst hat der IS treue Ableger von Libyen und Ägypten über Afghanistan bis zu den Philippinen. Sicherheitsexperten sind sich einig: Das Terrorrisiko bleibt auch nach den sich abzeichnenden IS-Niederlagen in Mossul und Rakka groß. Europol-Chef Rob Wainwright (49): „Die Terrorgefahr ist die höchste, die wir seit einer Generation hatten, die höchste der vergangenen 20 Jahre. Und sie steigt auch noch, darauf haben wir Hinweise.“