Haste Töne! Sachse bringt Autotüren das Schmatzen bei
STOLLBERG - Unsere moderne Welt ist voller Geräusche. Doch selbst die Klänge einer großen Stadt, neuer Waschmaschinen oder das
satte Schmatzen beim Schließen von Autotüren lassen sich beeinflussen. Daran tüftelt eine kleine sächsische Firma - für große Konzerne dieser Welt.
„Wissen Sie, dass Leipzig und Dresden ganz unterschiedlich klingen?“Friedrich Blutner wartet einen Moment. Der 1948 geborene Forscher kennt die Reaktion auf solch komische Fragen: Unglauben, Irritation, Ratlosigkeit.
Doch für Dr. Dr. Blutner sind solche Fragen Alltag. Mit seiner Firma Synotec im erzgebirgischen Geyer feilt er am Klang unserer Zeit bzw. an Lösungen für weniger Lärm. „Wir waren
die Ersten in Deutschland, die sich mit Sound-Design für Produkte befassten.“Blutner und Kollegen machten Autotürenund Auspuffanlagen leiser; sie fanden heraus, wie Waschmaschinentüren schöner klacken, sie fragten sich „Wie klingt ein guter Keks?“, indem sie mit Zuckeranteilen und Backtemperaturen experimentierten.
Die Industrie war hin und weg. Und ist es immer noch. Heute entwirft der Meister des Klangs Geräusche, wo keine sind, aber sein sollten - künstliche Warngeräusche für sonst gefährlich leise Elektrofahrzeuge. Neuerdings horcht er besonders in Städte hinein. „Dresden zum Beispiel klingt hart, zu viel Beton. Anders dagegen Leipzig. Dort gliedern viele Brunnen die Innenstadt.“Blutner empfiehlt für weniger Straßenlärm die Bepflanzung von Häuserfronten und den Verzicht auf Glasfassaden. Manchmal gewinnt der
Wissenschaftler auch ganz banale Erkenntnisse. Wie den Zusammenhang zwischen Biertrinken und Säuglingen beim Stillen: „Dieses Gluckgluckgluck, das hat beides 5 Hertz. Daher kommt die Bierflaschenkultur“, schmunzelt er - und hat seine Zuhörer schon wieder verblüfft.