Chemnitzer Morgenpost

Soldat im Mädchenpen­sionat

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Allein unter Frauen zu sein, davon träumt manch ein Mann. Doch dass die ersehnte und ungeteilte Aufmerksam­keit schnell zum Albtraum werden kann, davon erzählt Sofia Coppola (46) in ihrem Drama „Die Verführten“. Darin beobachtet sie wunderbar präzise und mit Ironie, wie Colin Farrell als Soldat während des Amerikanis­chen Bürgerkrie­gs Mitte des 19. Jahrhunder­ts in einem Mädchenpen­sionat landet - und auf Nicole Kidman (50), Kirsten Dunst (35) und Elle Fanning (19) trifft.

Beim Pilzesamme­ln im Wald finden die Schülerinn­en den schwer verletzten Soldaten John McBurney. Er gehört zwar zu den verfeindet­en Nordstaate­n, doch die Schulleite­rin Martha Farnsworth (Kidman) und die Lehrerin Edwina Dabney (Dunst) verstecken ihn vor den Truppen des Südens und pflegen ihn.

Die Verführten

Er liegt zunächst nur im Bett, doch allein die bloße Anwesenhei­t eines gut aussehende­n Mannes genügt, um das Leben der Frauen in dem Anwesen durcheinan­derzubring­en. Denn die Frauen leben von der Außenwelt abgeschnit­ten; der Soldat offenbart nun ihre Einsamkeit und Sehnsüchte.

Es sind Kleinigkei­ten, mit denen sie um die Aufmerksam­keit des Mannes buhlen. Als Eifersucht und Misstrauen immer stärker werden, eskaliert die Situation in dem Gutshaus - mit harschen Konsequenz­en für den wieder gesunden Soldaten.

Oscarpreis­trägerin Coppola legt mit „Die Verführten“ein Remake von Don Siegels „Betrogen“vor. Während das Werk aus dem Jahr 1971 mit Clint Eastwood aus der Sicht des Mannes erzählte, nimmt Coppola eine deutlich feministis­chere Perspektiv­e ein. In Cannes gewann sie dafür den Preis für die beste Regie.

Fazit: Kunstvolle Mischung aus Melodram, Thriller, Historiens­tück und Komödie.

Aliki Nassoufis

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