Dieser Blinde hat ein Händchen für Trabis
Er baut Motoren in Trabis ein, wechselt Achsen und Keilriemen - dabei kann er gar nicht sehen. Bernd Röthig (52) aus Leipzig ist Sachsens einziger blinder Autoschrauber!
Seine Garage ist dunkel. „Licht brauche ich nicht“, sagt Röthig. Beruflich arbeitet er als Physiotherapeut, seine Leidenschaft allerdings schlägt für die Pappe! Zwei alte Trabis hat er bereits wieder in Schuss gebracht. „Ich habe jede Schraube in den Autos schon bewegt“, sagt er. Sogar Motoren kann er problemlos einbauen. „Der Trabant ist ja ein mit relativ einfachen Mitteln gebautes Auto.“Nur die Elektrik lässt er von einem Kumpel machen.
Mindestens einmal die Woche schraubt er nach Feierabend in seiner Garage, baut gerade einen weißen Kombi aus dem Jahr 1965 auf. „Das ist das Auto meiner Kindheit“, erzählt Röthig. Sein Vater fuhr ihn früher immer in die Blindenschule.
Röthig ist wegen einer Netzhautablösung seit seinem zwölften Lebensjahr blind. Er hadert aber nicht mit seinem Schicksal. „Es ist, wie es ist. Es ist ein anderes Leben, nicht besser und nicht schlechter“, sagt er. Zwischen 100 000 und 150 000 Deutsche sind blind, so die Schätzungen. Die meisten verlieren erst später im Leben ihr Augenlicht, haben es schwerer, damit zurechtzukommen.
Bis Jahresende will er seine Pappe fahrtüchtig machen. Auf 10 000 Euro schätzt er dann den Wert des Wagens. Verkaufen will Röthig ihn aber nicht. Lieber fährt er damit zu Trabi-Treffen. Dann lässt der sechsfache Vater allerdings seine Frau oder Kinder ans Steuer. Denn selber Trabi fahren, das kann Bernd Röthig nun zu seinem Bedauern wirklich nicht.