DRK-Prozess wird zur Schlammschlacht
In diesem Prozess gab es keine Gewinner. Auf der einen Seite der ehemalige Ausbilder-Chef Jens P. (37) - verurteilt wegen Untreue. Auf der anderen Seite der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes in Chemnitz - jahrelang offenbar ein chaotischer Haufen.
Fast 13 000 Euro soll Jens P. zwischen 2010 und 2013 veruntreut haben. Das Geld verschwand laut Anklage bei Abrechnungen von Lehrgängen. Dort zahlte man bar - an Jens P., der das Geld dann abrechnen sollte. Das Amtsgericht verhängte acht Monate Haft, ausgesetzt zur Bewährung. Gestern kämpfte der Rettungssanitäter in der Berufung um sein Ansehen. „Ich war Rotkreuzler durch und durch. Ich habe nichts weggenommen. Eher hätte ich noch was mitgebracht“, beteuerte er im Landgericht Chemnitz. Allerdings gab er auch zu: „Ich musste immer mehr Aufgaben übernehmen, war überlastet, habe schlampig abgerechnet.“Andererseits beklagte der engagierte DRKler Mobbing, fiese Sex-Vorwürfe gegen unbequeme Mitarbeiter und überforderte Chefs im Kreisverband - eine Schlammschlacht im Gericht.
Zweifel bleiben: Zugang zum Geld hatte nicht nur der Angeklagte. Der Tresorschlüssel lag meist offen in seinem Büro, Zutritt hatten dort mehrere Kollegen. Und: Die Differenzen fielen auch erst nach drei Jahren auf, als ein Ausbilder lautstark seine Abrechnungen kritisierte. Bei einer Büro-Kontrolle entdeckten dann DRK-Mitarbeiter Umschläge, in welchen Geld teilweise oder komplett fehlte. Horst Maier (67) war damals Vorstandsvorsitzender im DRK Chemnitz: „Daraufhin haben wir uns einen Überblick verschafft.“Fristlose Kündigung, Anzeige.
Nach mehr als acht Stunden Verhandlung blieb aber auch das Landgericht dabei - Jens P. bleibt verurteilt, seine Berufung wurde verworfen.
Ronny Licht