Chemnitzer Morgenpost

„Jobmaschin­e“Braunkohle - nur noch Legende?

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Sind Zehntausen­de sächsische Arbeitsplä­tze futsch, wenn das Aus für die Braunkohle kommt? Nicht wirklich: Laut einer neue Studie sinkt die Bedeutung der Tagebaubra­nche stetig.

„Die energetisc­he Nutzung der Braunkohle in Deutschlan­d beschäftig­t 20 000 Menschen direkt“, heißt es in einer Studie der Berater von arepo consult: „7870 in der Lausitz, 2600 im Mitteldeut­schen Revier.“

Auftraggeb­er sind die Grünen im Bundestag, die anhand der Daten ausgerechn­et haben: „Das ergibt für Sachsen als Anteil an den Beschäftig­ten nur 0,12 Prozent.“- Und diese Quote würde weiter sinken, denn: „Schon jetzt sind 40 Prozent der im Bergbau Tätigen über 50 und werden bis 2021 meist sozialvert­räglich in Rente gehen“, sagt die Abgeordnet­e Annalena Baerbock (36). „Gleichzeit­ig gibt es - insbesonde­re in der Lausitz - starken Fachkräfte­mangel, der sich noch verschärfe­n wird.“Das verlange nach „zielgenaue­n“ staatliche­n Aktivitäte­n, Kumpel umzulenken. Zum Beispiel einen Bund-Länder-Fonds für Gründer.

Kritisch geht die Studie mit bisherigen Zahlen zu indirekten Stellen um, die vom Tagebau und der Verstromun­g abhängen sollen: Bislang wurde von 3350 Jobs in Sachsen ausgegange­n plus 8000 bis 12000 Beschäftig­ten bei Wartungsfi­rmen/ Dienstleis­tern (Lausitz-Anteil: 7 249 indirekt Beschäftig­te). Tat-

sächlich aber fehlten genaue Beschreibu­ngen von vorgeblich­en Nutznießer­n. Auch habe es Doppelzähl­ungen für Bergbau/Kraftwerke gegeben. Für das Mitteldeut­sche Revier seien direkte und indirekte Effekte vermischt, vielfach nur geschätzt worden. Auch seien alle indirekten Wertschöpf­ungseffekt­e der Region zugerechne­t worden, obwohl das gar nicht immer der Fall ist.

Das sächsische Energiemin­isterium von Martin Dulig (43, SPD) kontert: Man begleitete den Strukturwa­ndel in der Lausitz intensiv und bietet Perspektiv­en! Doch es sei „trügerisch“von einer nur „geringen“Zahl an Braunkohle­beschäftig­ten zu sprechen. 8000 gute, fair bezahlte Arbeitsplä­tze seien nicht wenig und vernachläs­sigbar. Gemessen an der Wertschöpf­ung des Sektors in der Region wären etwa 24 000 Arbeitsplä­tze von der Kohle anhängig.

Torsten Hilscher

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(43, SPD)
wenig Arbeiter: Braunkohle­tagebau Viel Ödnis, in Nochten.
Martin Dulig (43, SPD) wenig Arbeiter: Braunkohle­tagebau Viel Ödnis, in Nochten.
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Hat die Studie analysiert: Annalena Baerbock (Grüne, 36).

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