Stark gespielt, aber Zverev zahlt Lehrgeld
LONDON - Alexander Zverev hat die Lehrjahre satt. „Wir reden immer darüber, dass ich aus jeder Niederlage lerne“, sagte der Hamburger nach seinem Aus im Achtelfinale von Wimbledon gefrustet: „Irgendwann habe ich keine Lust mehr zu lernen.“
Geduld gehört offensichtlich nicht zu den Stärken von Deutschlands größter Tennis-Hoffnung. Nachdem Zverev (20) erstmals die zweite Woche bei einem Grand-Slam-Turnier erreicht hatte, wollte er auch den nächsten Schritt erzwingen: das Duell im Viertelfinale mit seinem Kindheitsidol Roger Federer. Gegen Vorjahresfinalist Milos Raonic (26) war Zverev über weite Strecken der Partie auch der bessere Spieler und verlor dennoch mit 6:4, 5:7, 6:4, 5:7, 1:6. „Ich hatte genug Chancen beim Aufschlag des Kanadiers, einem der gefürchtetsten Schläge auf der Profitour“, haderte der Deutsche. Obwohl Zverev viele Geschosse entschärfte, verwertete er nur drei von 17 Breakbällen, sein Kontrahent nutzte dagegen fünf von acht.
Es ist das Lehrgeld, das Zverev trotz aller Veranlagung auf dem Court zahlen muss. Lehrgeld, das selbst Superstar Federer einst abdrücken musste. Aufmuntern kann das Zverev jedoch nicht.
Der Ehrgeiz treibt ihn an, jede Niederlage, egal, gegen wen, ist eine zu viel. Immerhin: „Ich verliere kein Match klar. Wenn ich verliere, muss jeder gegen mich über die lange Distanz gehen“, sagte Zverev trotzig. Bereits bei den Australian Open in Melbourne hatte er Rafael Nadal in den fünften Satz gezwungen. „Aber ich möchte natürlich anfangen, solche Matches zu gewinnen“, sagte er.