Sachsen hat über 700 Reichsbürger
Sachsens Szene im Fokus des Verfassungs schutzes
DRESDEN - Reichsbürger galten lange als verschrobene Spinner. Nach bundesweiten Gewalttaten gab es ein Umdenken auch in Sachsen. Nun hat der Verfassungsschutz erstmals ein „Lagebild“zu den Reichsbürgern im Freistaat vorgelegt.
Seit Dezember 2016 werden Reichsbürger auch in Sachsen vom Verfassungsschutz beobachtet. 718 gibt es Stand Ende Juni im Freistaat. Und es dürften durch Zulauf und verstärkte Aufklärung der Szene noch mehr werden. Innenminister Markus Ulbig (53, CDU): „Reichsbürger besitzen zum Teil ein hohes Eskalations-, Gewalt- und Mobilisierungspotenzial insbesondere gegenüber Vollzugsbeamten.“
Die wichtigsten Fakten:
Von den 718 Personen sind 67 zusätzlich dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen.
Die meisten Reichsbürger leben in Mittelsachsen (120), dem Vogt- land(98)sowiein den Landkreisen Bautzen (74) und Görlitz (66). In Leipzig sind es 34, in Dresden 29, in Chemnitz 17.
Der Durchschnitts-Reichsbürger in Sachsen ist 49 und männlich. Der Frauenanteil ist mit 23 Prozent im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich hoch.
Reichsbürger verübten in Sachsen von 2012 bis 2016 insgesamt 1524 Straftaten. Vor allem Verkehrsdelikte, Urkundenfälschungen, Beleidigungen oder Nötigungen. Es besteht die Gefahr von Kurzschlusshandlungen.
Seit November 2016 wurden bei 13 Reichsbürgern die waffenrechtlichen Erlaubnisse widerrufen. In sieben Fällen wurden Widerrufsverfahren eingeleitet. Reichsbürger erkennen die BRD als Staat nicht an. Stattdessen behaupten sie, das Deutsche Reich bestehe fort. Folglich werden Institutionen, Gesetze, Gerichtsentscheidungen oder Bußgelder nicht anerkannt.