Jeder zweite Knacki jobbt hinter Gittern
DRESDEN - Hätten Sie das gedacht? Jeder zweite Knacki in Sachsen jobbt hinter Gittern. Viele machen eine Aus- und Weiterbildung im Beruf. Dabei arbeiten sie für die Anstalten, aber auch Behörden und externe Kunden.
Mit 61 Prozent erreichte die Beschäftigungsquote Anfang Dezember 2016 einen neuen Höchststand, am 1. Juli lag sie bei 55 Prozent, so das Justizministerium. Das sei bedingt durch die Sommerferien, so ein Sprecher.
Aktuell arbeiten 1954 der 3570 Gefangenen, meist in Eigen- und Wirtschaftsbetrieben, aber auch 45 in Unternehmen außerhalb der Mauern. Die Nachfrage nach Jobs ist allerdings viel größer, doch es scheitert am Platz.
Arbeit im Strafvollzug ist ein wichtiger Resozialisierungsfaktor, so Justizminister Sebastian Gemkow (39, CDU). Sie gebe dem Tag eine Struktur und Gefangene erlebten soziale Integration. Zudem stiegen die Chancen auf eine Rückkehr ins Arbeitsleben. Gefangene in Sachsen dürfen seit 2013 arbeiten, zuvor war das als Teil der auferlegten Strafe Pflicht. Küche oder Wäscherei dienen meist der internen Versorgung, in Eigenbetrieben werden Produkte auch für den Verkauf hergestellt: Zellentüren, Fenstergitter oder Möbel. Schneiderei, Schlosserei, Drechslerei, Druckerei, Buchbinderei, Bäckerei und Fleischerei bieten Jobs hinter Gittern. Allerdings ist die Ar-
beit im Knast wegen des höheren Personalaufwandes nicht kostendeckend.
Der Stundenlohn schwankt zwischen 96 Cent und 2,21 Euro, die Ausbildungsbeihilfe liegt zwischen 1,21 Euro und 1,77 Euro. 2016 verdienten Sachsens Gefangene rund 2,1 Millionen Euro. Die Produkte werden direkt im Knast, bei Veranstaltungen oder online im „Gitterladen“verkauft.