Vor Gericht platzt die Scheinwelt des Angeklagten
Im Prozess um den Hurenmord vom Sonnenberg gab sich der Angeklagte bisher selbstbewusst, markierte den starken Mann. Doch die Scheinwelt platzt Stück für Stück.
Der Ungar Richard B. (20) soll die Prostituierte Noémi „Nelly“M. († 25) mit 81 Messerstichen getötet haben (MOPO berichtete). Zur Tat äußerte sich der Mann noch nicht - aber zu seinem (angeblichen) Lebenswandel. Monatseinkünfte bis zu 15 000 Euro, drei teure Autos (darunter zwei BMW), mindestens vier Mädchen, die für den vermeintlichen Zuhälter und gefährlichen Thai-Boxer („Ich habe Turniere bestritten.“) anschaffen gingen.
Doch es ist alles anders. Selbst seine Ex-Freundin Tünde H. (23) musste schmunzeln: „Er war nie beim Training. Im Monat blieben uns 1000 Euro übrig. Er war nie ein Zuhälter, hat höchstens ab und zu Mädchen aus Ungarn chauffiert. Ansonsten hat er auf unser Baby aufgepasst.“Die Autos entpuppten sich als verrostete, nicht angemeldete Schrottkarren. Stattdessen nahm der „starke“Mann fast täglich „Xanax“-Tabletten - ein Mittel gegen Angststörungen. Auch die Prostituierte Malwin C. (24) schüttelte den Kopf: „Im Milieu kannte ihn niemand als Zuhälter.“Und Kollegin Mathild O. (23) lästerte: „Wir mochten ihn nicht, weil er faul war und seine Frau für sich arbeiten ließ.“
Der Prozess wird heute fortgesetzt. Ronny Licht