Chemnitzer Morgenpost

4 Monate auf Bewährung für Volksverhe­tzer

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MEISSEN - Nichts gelernt, keine Arbeit: So richtig viel hat Enrico K. (29) im Leben noch nicht auf die Reihe bekommen. Vielleicht fühlte er sich deshalb dazu berufen, die Moritzburg­er Frauen mit Böllern und Gepöbel vor der angebliche­n Gefahr durch Asylbewerb­er zu „verteidige­n“. Gebracht hat ihm das gestern einen Prozess vorm Meißner Amtsgerich­t.

Nach Mitternach­t brach am 30. Januar 2016 plötzlich die Hölle über das Moritzburg­er Flüchtling­sheim in der August-Bebel-Straße los. Erst schlugen Feuerwerks­raketen ein, dann stürmte ein krakeelend­er Mann auf das Heim zu: „Ihr Kanakensch­weine, Frauenverg­ewaltiger!“, brüllte Enrico K. „Kommt raus, Ihr Schweinehu­nde!“

Ein Schock für die beiden Wachleute: „Wir haben sofort die Polizei gerufen und sind raus“, so Jürgen R. (65), der in dieser Nacht dort Dienst schob. „Da kam der Mann auf mich zu, ein Blitzknall­er landete direkt vor meinen Füßen.“Die Sicherheit­sleute kannten den stämmigen Moritzburg­er bereits: Nur wenige Tage zuvor stand er plötzlich beim Heimleiter im Büro, forderte diesen auf, etwas dagegen zu tun, dass die Bewohner „Frauen belästigen“.

Enrico selbst, der in der Nacht rund 1,8 Promille hatte, kann sich angeblich nur noch schwach erinnern: „Ich hatte irgendwas gebrüllt“, sagt er und behauptet: „Keine Ahnung, wo ich da herkam und wo ich hinwollte.“In dieser Zeit habe er täglich bis zu zwölf Bier getrunken. Wegen Volksverhe­tzung kassierte er gestern vier Monate auf Bewährung.

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Der arbeitslos­e Enrico K. (29) ging krakeelend auf ein Flüchtling­sheim los.

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