MEIN TV-Wochenende
Den staubtrockenen NeoNoir-Western No Country for Old Men (2007) halte ich für das Meisterwerk der Coen-Brüder (auch wenn mir ihr Krimi-Jux „The Big Lebowski“näher steht). Den absurd eskalierenden Kampf um einen Koffer Drogengeld erzählen sie quasi stumm - und Javier Bardems Playmobilfiguren-Frisur muss man einfach mal gesehen haben. ServusTV, 22.20 Uhr
Pflichttermin
Unterhaltsam wird das nicht, zumal ebenso Unbefriedigendes wie Unbequemes verkündet werden dürfte. Aber um die Berichterstattung zur Bundestagswahl 2017 kommt man heute natürlich nicht herum. Ich bleibe stets bei den Öffentlich-Rechtlichen und schalte zwischen dem Ersten und Zweiten hin und her. Tradition am Wahlabend. ARD/ZDF, ab 17.10 Uhr
Ein italienischer Meisterregisseur in der Schaffenskrise - wer würde da nicht an Fellinis „8 1/2“denken? Da ich Musicals liebe, gefällt mir das Quasi-Remake Nine (2009): Daniel-Day Lewis singt und tanzt als Marcello-Mastroianni-Wiedergänger zwischen Penélope Cruz und Marion Cotillard. Ganz zauberhaft, im Kino zu Unrecht gefloppt. 3sat, 21.50 Uhr
Auch gut
Mit „Matrix“(1999) hatten die WachowskiGeschwister einen Sci-Fi-Meilenstein geschaffen. Alle ihre folgenden Regie-Werke fielen dagegen ab. Auch an Jupiter Ascending (2015), in dem Putzfrau Mila Kunis neben Channing Tatum zur Weltenherrscherin wird, schieden sich die Geister. Im Kino hatte ich den verpasst, heute hol ich das nach und teste, ob der was taugt. Pro7, 20.15 Uhr
Das arme ZDF sucht ja nach wie vor eine Nachfolge-Show für „Wetten, dass..?“am Samstagabend. Dass ein ausgelutschtes Uralt-Format es richten soll, zeugt von Verzweiflung: Schon die erste Ausgabe von Die versteckte Kamera 2017 mit Steven Gätjen ging als behäbig und langweilig unter. Jetzt soll’s besser werden - glaub ich nicht. ZDF, 20.15 Uhr
Bloß nicht!
Eddie Murphy ist schon lange weg vom Fenster. Mich stört’s ja nicht, fand ihn schon immer nervig, seine Familien-Komödien gar unerträglich. Das Remake von Dr. Doolittle (1998) um einen Veterinär, der mit Tieren spricht, ist zwar nicht so schlimm wie andere Pups-Klamotten, der platte Pennäler-Humor macht mich trotzdem aggressiv. Sat.1, 14.30 Uhr
Das Roman-Quartett von David Piece über die kriminellen Abgründe im englischen Norden ist niederschmetternd. Die Verfilmung des ersten Teils, Yorkshire Killer 1974 (2009), mit Andrew Garfield als Polizeireporter im Mädchenmörder-Sumpf gefällt mir am besten. Atmosphärisch stimmig, weniger brutal als das Buch, dennoch schwere Kost. ARD, 23.40 Uhr
Geheimtipps
Jahrzehntelang war Tanz der Teufel (1981), das Horror-Debüt des „Spiderman“-Regisseurs Sam Raimi, höchst berüchtigt. Den in Deutschland verbotenen Film sah ich als Jugendlicher höchstens heimlich, als schraddelige VHS-Kopie. Der einstige Schocker ist längst freigegeben, wird heute erstmals in ungeschnittener Fassung im TV gezeigt. Ob ich mich noch grusele? Tele5, 22.35 Uhr