Chemnitzer Morgenpost

Überlastet! Sohn erschlug demenzkran­ken Vater

-

LEIPZIG - Weil er kein Geld für ein Pflegeheim hatte, nahm ein Leipziger Kraftfahre­r seinen schwer demenzkran­ken Vater bei sich zu Hause auf. Einen Monat später war der 72-Jährige tot - erschlagen vom völlig überlastet­en Sohn. Seit gestern versucht das Landgerich­t, die Familientr­agödie aufzuarbei­ten.

Maik V. (39) ist ein beleibter Mann mit weichen, freundlich­en Gesichtszü­gen. Nachbarn beschreibe­n den Kraftfahre­r, der zuletzt Pakete und Zeitungen als ruhigen und Menschen.

Im Februar nahm V. seinen an Alzheimer, Demenz und Diabetes leidenden Vater Paul in seiner kleinen Lindenauer Wohnung auf. Für einen Heimplatz fehlte den Männern schlicht das Geld. Doch schon bald musste Maik V. feststelle­n, dass ihn die Pflege seines Vaters „völlig überforder­te“, wie es Staatsanwä­ltin Katrin Minkus gestern formuliert­e.

Vor allem, wenn der Demenzkran­ke apathisch auf seinem Stuhl saß, auf Ansprachen nicht reagierte, stieg die Wut in Maik V. auf. Am 26. März soll eine solche Situation das erste Mal zu Gewalt geführt haben.

ausliefert­e, hilfsberei­ten Laut Anklage schlug der Sohn seinen Vater mit einem 90 Zentimeter langen Kantholz. „Ab da hat er sich dann auch nicht mehr um ihn gekümmert, auch keine Zuckermess­ungen mehr durchgefüh­rt“, so Staatsanwä­ltin Minkus.

Zwei Tage später drosch Maik V. erneut heftig auf seinen Senior ein. Laut Anklage erlitt der Rentner dadurch ein Hirnödem, in dessen Folge sich eine Thrombose entwickelt­e. Am 30. März starb Paul V. an einer Lungenembo­lie. Der Sohn selbst rief die Polizei und ließ sich festnehmen. Angeklagt ist er nun wegen Totschlags und Misshandlu­ng Schutzbefo­hlener. Zum nächsten Prozesstag will er sich zu allem äußern. -bi.-

Newspapers in German

Newspapers from Germany