Wie lange kann sich Schulz noch halten?
BERLIN - Was wäre ein Neuanfang nach 20,5 Prozent ohne mehr oder weniger wohlmeinende Ratschläge prominenter Ex-Genossen? Der vom Wähler abgestraften SPD und ihrem Parteichef stehen unruhige Zeiten bevor.
Nach dem Wahldebakel der SPD stört sich deren früherer Chef Franz Müntefering (77) an der Entscheidung, Partei- und Fraktionsvorsitz zu trennen. „Die Oppositionsstrategie muss an einer Stelle verantwortet werden und eindeutig sein.“Bei zwei Zentren sei es komplizierter.
Die bisherige Arbeitsministerin Andrea Nahles (47) war am Mittwoch zur neuen Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion gewählt worden. Parteichef blieb nach dem schlechtesten Nachkriegsergebnis bei einer Bundestagswahl Martin Schulz (61).
Hamburgs früherer Bürgermeister Klaus von Dohnany rief Schulz zum Rücktritt auf: Die SPD müsse erkennen, dass sie mit einem Mann wie Schulz nicht in der Lage sein werde, einen Aufbruch zu organisieren, sagte der 89-Jährige. „Er sollte zurücktreten.“Von Dohnanyi, selbst SPD-Mitglied, hatte Schulz bereits vor der Bundestagswahl kritisiert.
Nahles hingegen blickt positiv auf die Zusammenarbeit mit Schulz. „Jeder von uns hat eine enorm große Aufgabe vor der Brust. Ich im Parlament mit der Fraktion, er in der Partei.“
Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (58, SPD), dem am 15. Oktober eine vorgezogene Landtagswahl bevorsteht, stärkte Schulz den Rücken. Angesichts anstehender, schwieriger interner Debatten „brauchen wir einen Parteichef mit hoher Integrationskraft“.